Als Selbstversorger, der auch in Fragen der Wärmeversorgung autark aufgestellt sein will, stehen dir mehrere alternative Möglichkeiten zur Verfügung, um in der kalten Jahreszeit ausreichend Wärme zu erzeugen und diese nicht nur für das Beheizen deines Wohnraums, sondern auch für häusliche Aktivitäten wie das Kochen oder die Warmwasseraufbereitung zu nutzen. Welche Methode für dich die richtige ist, hängt natürlich von deinen Lebensumständen, der Größe deines Haushalts und dem Standort ab.
In diesem Artikel geben wir dir einen ersten Überblick über die verschiedenen Methoden, wie du autark Wärme erzeugen kannst und erläutern, wie du damit deinen Grundbedarf pro Person an Wärme decken kannst – egal ob in einem Tiny House, einer Hütte oder einem größeren autarken Zuhause.
Inhaltsverzeichnis
ToggleHolzheizung: Kamin, Holzofen und Co.
Die klassische Holzheizung gehört wohl zu den ältesten Formen der Wärmeversorgung. Ein Kamin oder Holzofen kann nicht nur ein Zuhause beheizen, sondern auch als Kochstelle dienen.
Vorteile
- Holz ist eine nachwachsende Ressource und in vielen Regionen leicht verfügbar.
- Du kannst Holzabfälle, gesammeltes Totholz oder selbst gefälltes Holz verwenden, um komplett unabhängig zu heizen.
- Ein Holzofen schafft Gemütlichkeit und ist einfach in der Handhabung.
Nachteile
- Holz muss gelagert werden, was Platz benötigt.
- Das regelmäßige Nachlegen von Brennstoff erfordert Aufwand.
- Beim Verbrennen entstehen Rauch und Asche, die beseitigt werden müssen.
Grundbedarf pro Person
Pro Person und Heizsaison werden etwa 3–5 Kubikmeter Brennholz benötigt, je nach Wohnraumgröße und Dämmung. Wenn du zusätzlich kochst, kann dieser Bedarf steigen.
Rechtliche Bestimmungen in Deutschland
Die Installation von Holzheizungen und -öfen ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt, doch der Betrieb unterliegt strengen Regelungen. Die Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (1. BImSchV) legt fest, dass nur bestimmte, emissionsarme Anlagen zugelassen sind. Seit 2015 gelten Grenzwerte für Feinstaub- und Kohlenmonoxidemissionen. Alte Kaminöfen, die vor 2010 eingebaut wurden, müssen häufig mit speziellen Filtern nachgerüstet oder durch moderne Anlagen ersetzt werden.
Kosten
- Anschaffung: ca. 500 – 5.000 € (je nach Art und Größe)
- Betriebskosten: 60 – 90 €/m³ für Brennholz (ein Einfamilienhaus benötigt durchschnittlich 6–10 m³ Holz pro Jahr)
Solarthermie: Wärme von der Sonne
Solarthermie nutzt die Kraft der Sonne, um Wärme zu erzeugen. Solarkollektoren auf dem Dach oder an einer geeigneten Stelle wandeln Sonnenlicht in Wärme um, die du entweder zur Heizungsunterstützung oder zur Warmwasserbereitung nutzen kannst.
Vorteile
- Solarenergie ist kostenlos und umweltfreundlich.
- Die Technik ist mittlerweile weit verbreitet und zuverlässig.
- Besonders im Sommer deckt Solarthermie den Warmwasserbedarf fast komplett.
Nachteile
- Funktioniert nur bei Sonnenschein, weshalb eine Ergänzung durch andere Heizsysteme nötig ist.
- Die Installation der Anlage ist kostspielig, auch wenn sie sich langfristig auszahlt.
- In kälteren Monaten ist die Effizienz begrenzt, da weniger Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht.
Grundbedarf pro Person
Um den Warmwasserbedarf einer Person zu decken, brauchst du etwa 4 Quadratmeter Solarkollektoren. Für die Raumheizung sind mehr Kollektoren und ein Pufferspeicher nötig.
Rechtliche Bestimmungen in Deutschland
Die Installation von Solarthermie-Anlagen ist in Deutschland genehmigungsfrei, sofern die Anlage die Dachflächen nicht überragt. In Denkmalschutzgebieten gibt es allerdings spezielle Auflagen. Die Förderung erfolgt u. a. durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des Programms für „Energieeffiziente Gebäude“ und durch die KfW, was bis zu 30 % der Anschaffungskosten ausmachen kann.
Kosten
- Anschaffung: 4.000 – 10.000 € (inkl. Installation)
- Betriebskosten: gering, da Sonnenenergie kostenfrei ist; Wartungskosten ca. 100 – 150 €/Jahr
Erdspeicherheizung: Die Kraft des Bodens nutzen
Erdspeicherheizungen, auch als Erdwärme oder Geothermie bekannt, sind eine faszinierende Technologie, die die in der Erde gespeicherte Wärme nutzt. Über Erdsonden oder Flächenkollektoren wird die Wärme an eine Wärmepumpe weitergeleitet, die diese in nutzbare Heizenergie umwandelt.
Vorteile
- Erdwärme ist nahezu unerschöpflich und kostenlos verfügbar. Du bist komplett unabhängig von Brennstoffen.
- Wärmepumpen können sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen genutzt werden.
Nachteile
- Die Installation ist kostenintensiv und aufwendig, besonders wenn Erdsonden tief in den Boden gebohrt werden müssen.
- Wärmepumpen benötigen Strom, weshalb es sinnvoll ist, sie mit einer Photovoltaikanlage zu kombinieren.
- Die Effizienz hängt von der Bodenbeschaffenheit und dem Standort ab.
Grundbedarf pro Person
Um den Wärmebedarf einer Person zu decken, sind je nach Gebäudegröße und Dämmung Erdsonden mit einer Tiefe von 50–100 Metern oder Flächenkollektoren von 200–400 Quadratmetern nötig.
Rechtliche Bestimmungen in Deutschland
Erdwärmepumpen dürfen in Deutschland unter Berücksichtigung der Wasserhaushaltsgesetze (WHG) betrieben werden. In Wasserschutzgebieten ist eine Genehmigung erforderlich, und in einigen Regionen kann der Betrieb von Erdwärmesonden verboten oder eingeschränkt sein. Eine wasserrechtliche Genehmigung ist nötig, wenn Bohrungen in tiefere Erdschichten erforderlich sind.
Kosten
- Anschaffung: 10.000 – 25.000 € (je nach System und Art der Bohrung)
- Betriebskosten: ca. 700 – 1.200 €/Jahr für Strom (bei einer mittleren Verbrauchsrate)
Biomasseheizung: Mit Pflanzen heizen
Eine Biomasseheizung nutzt nachwachsende Rohstoffe wie Holzpellets, Hackschnitzel oder andere pflanzliche Abfälle, um Wärme zu erzeugen. Diese Heizsysteme sind besonders in ländlichen Gegenden beliebt, wo Biomasse leicht verfügbar ist.
Vorteile
- Besonders effizient sind Pelletheizungen, die automatisch Brennstoff nachlegen.
- Du kannst die Biomasse lokal produzieren oder Reste aus der Landwirtschaft nutzen.
Nachteile
Du benötigst Lagerplatz für die Pellets oder Hackschnitzel.
Die Anschaffungskosten sind höher als bei herkömmlichen Heizsystemen.
Es entsteht Feinstaub, weshalb du auf eine moderne Anlage mit Filtertechnik achten solltest.
Grundbedarf pro Person
Pro Person und Jahr sind etwa 1–2 Tonnen Pellets nötig, um den Wärmebedarf zu decken.
Rechtliche Bestimmungen in Deutschland
Biomasseheizungen unterliegen wie Holzheizungen den Emissionsgrenzwerten der 1. BImSchV. Nur zertifizierte Anlagen mit niedrigen Feinstaub- und Kohlenmonoxidemissionen sind zugelassen. Da Biomasseheizungen von BAFA gefördert werden, kann man auch hier auf Zuschüsse von bis zu 35 % der Kosten zurückgreifen.
Kosten
- Anschaffung: 10.000 – 20.000 €
- Betriebskosten: ca. 250 – 500 €/Jahr für Holzpellets (je nach Verbrauch)
Warmluft-Kollektoren: Sonne für die Heizung
Warmluft-Kollektoren sind eine weitere Möglichkeit, die Sonne zur direkten Erwärmung der Raumluft zu nutzen. Diese Kollektoren werden an der Außenwand des Hauses montiert und erwärmen die einströmende Luft. Die warme Luft wird dann ins Haus geleitet.
Vorteile
- Diese Technik ist simpel und erfordert keine aufwendige Installation.
- Warmluft-Kollektoren sind besonders kostengünstig in der Anschaffung.
- Im Gegensatz zu Solarthermie wird direkt warme Luft erzeugt, die für Raumheizung genutzt werden kann.
Nachteile
- Funktioniert nur bei direkter Sonneneinstrahlung und nicht in der Nacht.
- Für eine durchgehende Heizleistung sind zusätzliche Systeme erforderlich.
- In sehr kalten Wintern ist die Effizienz begrenzt.
Grundbedarf pro Person
Um den Heizbedarf einer Person zu decken, sind etwa 2–3 Quadratmeter Kollektorfläche nötig.
Rechtliche Bestimmungen
Warmluft-Kollektoren gelten in Deutschland nicht als genehmigungspflichtig, da sie keine emissionsintensiven Stoffe verwenden. Auch hier gelten in Denkmalschutzgebieten regionale Vorschriften. Ein Großteil der Anschaffungskosten kann ebenfalls über BAFA und KfW Programme gefördert werden.
Kosten
- Anschaffung: 3.000 – 8.000 €
- Betriebskosten: minimal (kostenfreie Sonneneinstrahlung)
Wärmespeicheröfen: Lang anhaltende Wärme
Ein Wärmespeicherofen, auch als Grundofen oder Specksteinofen bekannt, speichert die Wärme, die beim Verbrennen von Holz entsteht, und gibt sie über viele Stunden gleichmäßig an den Raum ab. Diese Öfen sind besonders in Gegenden beliebt, in denen es stark schwankende Außentemperaturen gibt.
Vorteile
- Wärmespeicheröfen heizen über viele Stunden hinweg ohne ständiges Nachlegen von Brennstoff.
- Sie sind effizient und geben gleichmäßige Strahlungswärme ab.
- Mit einem solchen Ofen kannst du mehrere Räume beheizen.
Nachteile
- Die Installation eines Wärmespeicherofens ist kostenintensiver als bei einem herkömmlichen Kamin.
- Du brauchst Platz für die Lagerung des Brennholzes.
- Der Ofen muss nach den Gegebenheiten deines Hauses ausgelegt werden.
Grundbedarf pro Person
Ein gut dimensionierter Ofen kann den Bedarf eines kleinen Hauses mit einer Person und etwa 30–50 Quadratmetern Wohnfläche decken.
Rechtliche Bestimmungen
Bei Wärmespeicheröfen gibt es keine speziellen gesetzlichen Anforderungen. Die Geräte müssen lediglich den allgemeinen Anforderungen an Emissionen und Energieeffizienz entsprechen. Bei wasserführenden Wärmespeicheröfen, die in das Heizungssystem integriert werden, gelten jedoch die allgemeinen Vorschriften für Heizsysteme.
Kosten
- Anschaffung: 2.000 – 6.000 €
- Betriebskosten: ca. 150 – 500 €/Jahr für Strom oder Heizmaterial (je nach Modell und Nutzung)