Terra Preta selber machen

Wer als angehender Selbstversorger einen eigenen Garten anlegen möchte, kommt irgendwann am Thema „Terra Preta“ nicht vorbei. Aber was genau ist das und warum wird Terra Preta als Wundermittel für die Landwirtschaft gefeiert? Und wie kannst du Terra Preta selber machen, um deinen Garten in eine fruchtbare Oase zu verwandeln?

 

Was ist Terra Preta?

Terra Preta, was auf Portugiesisch “schwarze Erde” bedeutet, ist eine extrem fruchtbare, dunkle Erde, die ursprünglich in den Amazonasregionen Südamerikas entdeckt wurde. Sie zeichnet sich durch ihre außergewöhnliche Nährstoffdichte und ihre Fähigkeit aus, organische Stoffe und Nährstoffe langfristig zu speichern. Besonders bemerkenswert ist ihre Fähigkeit, Kohlenstoff über lange Zeiträume hinweg im Boden zu binden – was deinen Pflanzen ungemein zu Gute kommt.

 

Terra Preta enthält eine Mischung aus Holzkohle, Tierdung, Pflanzenresten, Tonscherben und Knochen (aus frühen menschlichen Zivilisationen) sowie Mikroorganismen und Bodenlebewesen, die den Boden lebendig halten.

 

Wo kommt Terra Preta vor?

Wie eingangs erwähnt liegen die Ursprünge der Terra Preta im Amazonasgebiet. Archäologische Funde belegen, dass sie vor rund 2.500 Jahren von indigenen Völkern geschaffen wurde, um den nährstoffarmen, sauren Amazonasboden urbar zu machen. Diese frühe Hochkultur entwickelte eine Methode, um organische Abfälle zu recyceln und mit Holzkohle anzureichern. Diese Mischung wurde in den Boden eingearbeitet, was zu einer fruchtbaren Schicht führte, die über viele Jahrhunderte ihre Nährstoffe behielt.

 

Das Besondere an Terra Preta ist jedoch nicht nur, dass sie die Fruchtbarkeit des Bodens erhöht, sondern auch, dass sie sich selbst regeneriert. Einmal geschaffen, kann Terra Preta den Boden über Jahrtausende hinweg verbessern – ziemlich beeindruckend, oder?

 

Wie entsteht Terra Preta?

Die Entstehung von Terra Preta basiert auf einem Prozess namens Pyrolyse. Dabei handelt es sich um die teilweise Verbrennung von organischen Materialien wie Holz oder Pflanzenresten unter Sauerstoffausschluss. Das Ergebnis ist Holzkohle, die eine poröse Struktur hat und damit eine riesige Oberfläche bietet, auf der Mikroorganismen und Nährstoffe “andocken” können.

 

Holzkohle ist ein wichtiger Bestandteil der Terra Preta, weil sie eine Art Langzeit-Nährstoffspeicher darstellt. Sie kann Wasser und Nährstoffe aufnehmen und diese langsam wieder an die Pflanzen abgeben. Zudem schafft sie ein ideales Lebensumfeld für Bodenorganismen, die wiederum die Bodenqualität weiter verbessern.

 

Der zweite wichtige Aspekt bei der Terra-Preta-Herstellung ist die Zugabe von organischem Material wie Küchenabfällen, Mist und Kompost. Diese organischen Stoffe zersetzen sich im Boden und werden durch die Holzkohle stabilisiert und längerfristig gespeichert. Das Ergebnis ist ein humusreicher, fruchtbarer Boden, der Pflanzen eine optimale Nährstoffversorgung bietet.

 

Was macht Terra Preta so besonders?

Die Vorzüge von Terra Preta für den Gartenbau und die Landwirtschaft sind beachtlich und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

 

Nährstoffreichtum: Terra Preta speichert eine Vielzahl von Nährstoffen und gibt diese nach und nach an die Pflanzen ab.

 

Bodenverbesserung: Die Holzkohle schafft ideale Lebensbedingungen für Mikroorganismen und Regenwürmer, die die Bodenstruktur verbessern.

 

Selbstregenerierend: Einmal hergestellt, kann sich Terra Preta langfristig erhalten und sogar weiterentwickeln.

 

Wasserspeicherung: Terra Preta speichert Wasser effizient, was besonders in trockenen Regionen von Vorteil ist.

 

Doch nun zur wichtigsten Frage:

 

Wie kannst du deine eigene Terra Preta herstellen?

Die gute Nachricht: Du musst nicht in den Amazonas reisen, um von den Vorteilen der Terra Preta zu profitieren. Du kannst sie mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung selbst in deinem Garten herstellen!

 

Was du brauchst:

Für die Herstellung von Terra Preta brauchst du folgende Materialien in den entsprechenden Mengen, um etwa 1 Kubikmeter Terra Preta zu produzieren:

 

1. Holzkohle (etwa 20-30% des Volumens)

  • Menge: 200-300 Liter Holzkohle

  • Herkunft: Verwende Holzreste, Zweige oder Bioabfälle (ohne Giftstoffe) zur Herstellung von Holzkohle. Idealerweise erzeugst du die Holzkohle durch Pyrolyse oder holst dir Pflanzenkohle aus dem Handel.

2. Organisches Material (etwa 60% des Volumens)

  • Menge: 600 Liter organisches Material

  • Beispiele: Küchenabfälle, Rasenschnitt, Laub, Stallmist, Pflanzenreste.

    • 300 Liter organischer Küchenabfall (wie Gemüse- und Obstschalen)

    • 200 Liter Stallmist (idealerweise von Kühen oder Pferden)

    • 100 Liter Pflanzenreste (Blätter, Gras)

3. Kompost oder Mist (etwa 10-20% des Volumens)

  • Menge: 100-200 Liter gut verrotteter Kompost oder Mist

  • Zweck: Um den Zersetzungsprozess zu beschleunigen und das organische Material mit Mikroorganismen anzureichern.

4. Gesteinsmehl oder Urgesteinsmehl (optional, 5% des Volumens)

  • Menge: 50 Liter Gesteinsmehl

  • Zweck: Dient als Mineralstoffquelle und verbessert die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen.

5. Wasser (nach Bedarf)

  • Menge: etwa 50-100 Liter

  • Zweck: Um den Feuchtigkeitsgehalt der Mischung optimal zu halten. Der Kompostierungsprozess braucht eine ausreichende Feuchtigkeit.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung von Terra Preta

1. Holzkohle herstellen

Die Holzkohle ist der Schlüsselbestandteil der Terra Preta. Hier eine einfache Methode zur Herstellung:

  • Staple Holzabfälle oder Zweige in einer Grube (alternativ kannst du einen Pyrolyseofen verwenden).

  • Bedecke das Holz mit Erde oder Metallblechen, um den Sauerstoffausschluss zu gewährleisten.

  • Zünde das Holz an, aber lasse es nicht vollständig verbrennen – du brauchst Holzkohle, keine Asche. Der Prozess sollte abgeschlossen werden, wenn du feine, poröse Holzkohlestücke hast.

Sobald die Holzkohle abgekühlt ist, zerbrich sie in kleine Stücke, etwa so groß wie Erbsen oder Linsen. Diese Größe ist ideal, um Nährstoffe und Mikroorganismen zu speichern.

 

2. Organisches Material sammeln

Sammle organisches Material wie Küchenabfälle, Rasenschnitt, Blätter und Mist. Du kannst Küchenreste wie Gemüse- und Obstschalen, Kaffeesatz und Eierschalen verwenden. Der Mist, idealerweise von Kühen, Pferden oder Hühnern, sorgt für eine schnellere Zersetzung und liefert Stickstoff, den die Pflanzen später nutzen können. Wenn du keine Tiere hast, kannst du im Handel organischen Dünger oder Kompostmist kaufen.

 

3. Schichten anlegen

Jetzt, da du alle Materialien gesammelt hast, kannst du beginnen, die Terra Preta anzulegen. Die Schichtung ist wichtig, um den richtigen Kompostierungsprozess in Gang zu setzen.

  • Erste Schicht: Beginne mit einer Schicht Holzkohle (ca. 20 cm dick).

  • Zweite Schicht: Gib eine Schicht organisches Material (z.B. Küchenabfälle, Pflanzenreste und Mist) darauf. Diese Schicht sollte etwa 40 cm dick sein.

  • Dritte Schicht: Füge eine Schicht Kompost oder Mist hinzu, um Mikroorganismen einzubringen. Diese Schicht kann etwa 10-20 cm dick sein.

  • Vierte Schicht (optional): Streue etwas Gesteinsmehl darüber, um Mineralien hinzuzufügen.

Wiederhole diesen Schichtprozess, bis du deinen Komposthaufen oder deinen Kompostbehälter gefüllt hast.

 

4. Kompostierungsprozess starten

Sobald du deine Schichten angelegt hast, beginnt der eigentliche Kompostierungsprozess. Hier ein paar Tipps, wie du ihn optimal gestalten kannst:

  • Feuchtigkeit: Halte den Haufen immer leicht feucht, aber vermeide Staunässe. Ein gutes Indiz ist, wenn sich der Kompost anfühlt wie ein ausgedrückter Schwamm – feucht, aber nicht tropfnass.

  • Belüftung: Wende den Kompost alle 4-6 Wochen, damit Sauerstoff an die organischen Materialien gelangt. Dieser Schritt ist entscheidend für eine gleichmäßige Zersetzung.

5. Reifung

Der Reifeprozess der Terra Preta dauert etwa 6 bis 12 Monate. Während dieser Zeit zersetzen sich die organischen Materialien und die Holzkohle beginnt, Nährstoffe und Mikroorganismen zu speichern. Der Haufen sollte regelmäßig gewendet und auf Feuchtigkeit überprüft werden. Nach der Reifezeit hast du eine nährstoffreiche, dunkle, krümelige Erde – deine eigene Terra Preta!

 

Anwendung von Terra Preta im Garten

Sobald die Terra Preta fertig ist, kannst du sie in deinem Selbstversorgergarten einsetzen:

 

  • Pflanzlöcher auffüllen: Mische Terra Preta direkt in die Pflanzlöcher, bevor du Gemüsepflanzen, Obstbäume oder Blumen einsetzt.

  • Beet aufbereiten: Streue die Terra Preta in einer dünnen Schicht über deine Beete und arbeite sie leicht in den Boden ein.

  • Düngung: Verwende Terra Preta als natürlichen Dünger, um den Boden langfristig fruchtbar zu halten. Einmal angewendet, bleibt Terra Preta aktiv und regeneriert sich sogar teilweise selbst.

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