Aquaponik: Die Symbiose von Pflanzen und Fischen

Stell dir vor, du hast ein System, das gleichzeitig Gemüse und Fisch produziert – und das alles ohne Chemikalien und mit deutlich weniger Wasserverbrauch als herkömmliche Landwirtschaft. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Wir zeigen dir in diesem Artikel, warum das gar nicht so abwegig ist.


Was ist Aquaponik überhaupt?

Aquaponik ist ein innovatives System, das Aquakultur (also Fischzucht) und Hydroponik (den Anbau von Pflanzen ohne Erde) kombiniert. Im Wesentlichen funktioniert es so: Fische leben in einem Wassertank und produzieren Abfallstoffe. Diese Abfallstoffe enthalten Ammoniak, das für die Fische in höheren Konzentrationen schädlich ist.


Hier kommt der clevere Part: Mikroorganismen zersetzen das Ammoniak in Nitrite und dann in Nitrate – einen natürlichen Pflanzendünger. Das nährstoffreiche Wasser wird zu den Pflanzen geleitet, die die Nährstoffe aufnehmen und das Wasser reinigen. Anschließend fließt das saubere Wasser zurück in den Fischtank. Ein geschlossener Kreislauf also, der sowohl den Fischen als auch den Pflanzen zugutekommt.

Quelle: www.rekubik.de

Wofür ist Aquaponik nützlich?

Selbstversorgung: Mit Aquaponik kannst du gleichzeitig frisches Gemüse und Fisch produzieren. Du bist nicht mehr auf Supermärkte angewiesen und weißt genau, was auf deinen Teller kommt.

Nachhaltigkeit: Im Vergleich zu herkömmlicher Landwirtschaft spart Aquaponik bis zu 90 % des Wassers, da das Wasser im Kreislauf gehalten wird.

Ganzjähriger Anbau: In Gewächshäusern oder Innenräumen lässt sich das System unabhängig von der Jahreszeit betreiben.

Gesunde Ernährung: Du kannst auf chemische Düngemittel verzichten und dich auf natürliche Prozesse verlassen.


Vorteile der Aquaponik

Wassereffizienz: Da das Wasser im Kreislauf bleibt, wird viel weniger Wasser verbraucht.

Keine chemischen Düngemittel notwendig: Der Fischkot ist ein natürlicher Dünger, was bedeutet, dass du auf teure und oft umweltschädliche Düngemittel verzichten kannst.

Platzsparend: Auch auf kleiner Fläche lässt sich ein effizientes Aquaponik-System einrichten.

Hoher Ertrag: Aufgrund der konstanten Nährstoffzufuhr wachsen Pflanzen oft schneller und ertragreicher als im herkömmlichen Gartenbau.

Selbstreinigender Prozess: Die Pflanzen nehmen Nährstoffe auf und reinigen das Wasser, sodass es für die Fische wiederverwendbar ist.


Nachteile der Aquaponik

Hohe Anfangskosten: Die Erstinstallation eines Aquaponik-Systems kann ins Geld gehen. Fischtanks, Pumpen, Pflanzenbeete und andere Materialien kosten einiges.

Technische Komplexität: Das System erfordert ein Grundverständnis von Biologie und Technik. Falsche Parameter können dazu führen, dass die Fische oder Pflanzen sterben.

Stromabhängigkeit: Da Wasserpumpen und Filter durchgehend laufen müssen, ist das System abhängig von Strom. Bei einem Stromausfall kann das Wasser schnell stagnieren und Probleme verursachen.

Wartung: Es muss regelmäßig überprüft werden, ob die Pumpen funktionieren, die Wasserqualität stimmt und die Fische gesund sind.


Welches Equipment brauchst du für Aquaponik?

Für ein funktionierendes Aquaponik-System benötigst du folgende Grundausstattung:

  • Fischtank: Dies ist der Startpunkt des Kreislaufs. Die Größe hängt davon ab, wie viele Fische du halten möchtest. Für den Anfang reicht oft ein 200-Liter-Tank.
  • Pflanzenbeet: Ein Bett, in dem deine Pflanzen wachsen. Es kann aus speziellen Behältern oder Hochbeeten bestehen, die über dem Fischtank angebracht sind.
  • Wasserpumpe: Damit das Wasser zirkuliert, brauchst du eine Pumpe, die das Wasser vom Fischtank zu den Pflanzen und wieder zurück befördert.
  • Luftpumpe und Luftstein: Fische benötigen Sauerstoff im Wasser. Eine Luftpumpe mit einem Luftstein sorgt für die nötige Belüftung.
  • Filter (optional): Während Pflanzen bereits als Filter fungieren, ist manchmal ein zusätzlicher mechanischer Filter nützlich, um Feststoffe aus dem Wasser zu entfernen.
  • Mikroorganismen: Die Helden des Systems, die das Ammoniak in Nitrate umwandeln. Diese Bakterien siedeln sich in der Regel von allein an, du kannst aber auch Starterkulturen kaufen.
  • pH-Messgerät: Das richtige pH-Level ist entscheidend für das Wohl der Fische und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen. Ein Bereich zwischen 6,8 und 7,2 ist ideal.

Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Aquaponik

Wassertemperatur: Sie sollte an die Fischart angepasst sein. Tilapia, eine der beliebtesten Fischarten für Aquaponik, bevorzugt Wassertemperaturen zwischen 24°C und 30°C.
Sonnenlicht oder künstliche Beleuchtung: Pflanzen benötigen Licht, um zu wachsen. Wenn du das System drinnen betreibst, brauchst du spezielle Pflanzenlampen.
Sauerstoffversorgung: Für das Wohl der Fische und die Vermehrung der Mikroorganismen ist eine gute Sauerstoffversorgung wichtig.
Wasserqualität: Der Nitrit- und Ammoniakgehalt muss regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass er im sicheren Bereich bleibt.


Welche Fische und Pflanzen eignen sich?

Die richtige Wahl der Fische und Pflanzen in der Aquaponik ist ebenfalls entscheidend für den Erfolg eines Systems. Die Bedingungen, wie Temperatur, Wasserqualität und Nährstoffbedarf sollten sowohl den Fischen als auch den Pflanzen gerecht werden. Im Folgenden geben wir dir einen Überblick über die besten Fisch- und Pflanzenarten für Aquaponik.


Geeignete Fischarten für Aquaponik

1. Tilapia (Oreochromis spp.)

Tilapia ist eine der beliebtesten Fischarten für Aquaponik. Diese Fische sind robust, wachsen schnell und sind an unterschiedliche Wasserqualitäten anpassungsfähig.
Temperaturtoleranz: Tilapia gedeiht bei Wassertemperaturen zwischen 24°C und 30°C, was sie ideal für gemäßigte und tropische Aquaponik-Systeme macht.
Widerstandsfähigkeit: Sie sind relativ resistent gegen Krankheiten und können Schwankungen im pH-Wert und in der Wasserqualität besser als andere Fischarten verkraften.
Nährstoffreiche Ausscheidungen: Tilapia produziert relativ viele Abfallstoffe, die reich an Ammoniak sind und somit die ideale Grundlage für die Nährstoffumwandlung und das Pflanzenwachstum bieten.


2. Karpfen (Cyprinus carpio)

Karpfen sind schon lange Teil der traditionellen Aquakultur und bekannt für ihre Widerstandsfähigkeit.

Anpassungsfähigkeit: Sie können in verschiedenen klimatischen Bedingungen leben und sind relativ pflegeleicht.

Geringer Sauerstoffbedarf: Karpfen benötigen weniger Sauerstoff im Wasser als andere Fischarten, was für Einsteiger in der Aquaponik hilfreich ist.

Temperaturbereich: Sie können Temperaturen von 10°C bis 28°C tolerieren, was sie in gemäßigten Klimazonen vielseitig einsetzbar macht.


3. Wels (Ictalurus punctatus oder Clarias spp.)

Welse sind robuste Fische, die sich gut an verschiedene Umweltbedingungen anpassen.
Schnelles Wachstum: Welse wachsen sehr schnell und erreichen marktfähige Größen in relativ kurzer Zeit.
Hohe Proteinausscheidung: Sie produzieren reichlich Nährstoffe für das Pflanzenwachstum.

Temperaturverträglichkeit: Die meisten Welsarten bevorzugen warme Temperaturen von 24°C bis 30°C.


4. Forelle (Oncorhynchus mykiss)

Forellen sind eine gute Wahl für kalte Klimazonen.
Kälteverträglich: Forellen gedeihen bei Temperaturen zwischen 10°C und 18°C, was sie zur idealen Wahl für Aquaponik in kühleren Regionen macht.

Proteinreiche Ausscheidungen: Forellen produzieren hochwertige Nährstoffe für Pflanzen.
Geschmack: Forellen sind bei Verbrauchern wegen ihres leckeren Fleisches sehr beliebt.


Geeignete Pflanzenarten für Aquaponik

1. Blattgemüse (z. B. Salat, Spinat, Grünkohl)

Blattgemüse hat einen geringen Nährstoffbedarf und wächst schnell.
Niedriger Nährstoffbedarf: Da Blattgemüse mit geringeren Nährstoffkonzentrationen zurechtkommt, ist es perfekt für neue oder weniger ausgereifte Aquaponik-Systeme.
Kurze Wachstumszyklen: Schnellwachsende Pflanzen wie Salat ermöglichen es, in kurzer Zeit mehrere Ernten zu erzielen.

Geringe Anfälligkeit für Krankheiten: Blattgemüse ist relativ pflegeleicht und weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten.


2. Tomaten (Solanum lycopersicum)

Tomatenpflanzen haben einen mittleren bis hohen Nährstoffbedarf.
Hoher Nährstoffbedarf: Reifere Aquaponik-Systeme mit hohem Nährstoffgehalt können Tomaten gut unterstützen.

Sonneneinstrahlung: Tomaten benötigen viel Licht, was sie ideal für Aquaponik in Gewächshäusern macht.

Hohes Ertragspotenzial: Tomaten bieten eine reiche Ernte und sind ein wertvolles Produkt für die Selbstversorgung.


3. Kräuter (z. B. Basilikum, Minze, Koriander)

Kräuter sind für ihren niedrigen bis mittleren Nährstoffbedarf bekannt.

Anpassungsfähigkeit: Kräuter gedeihen in verschiedenen Aquaponik-Umgebungen, sowohl in kleinen Systemen als auch in größeren.
Hoher Marktwert: Kräuter sind nicht nur nützlich für die Küche, sondern haben auch einen guten Marktwert, falls du überschüssige Erträge verkaufen möchtest.

Geringer Pflegeaufwand: Die meisten Kräuter sind pflegeleicht und gedeihen in wechselnden Bedingungen.


4. Paprika und Chilis (Capsicum spp.)

Paprika und Chilis haben einen mittleren bis hohen Nährstoffbedarf und lieben Wärme.
Geschmack und Vielseitigkeit: Paprika und Chilis sind aus vielen Küchen nicht wegzudenken und sorgen für Vielfalt.
Guter Ertrag: In gut etablierten Systemen sind sie ertragsreich und sorgen für eine kontinuierliche Ernte.
Lichtbedarf: Sie benötigen viel Sonnenlicht, was sich in Gewächshaus-Aquaponik-Systemen gut umsetzen lässt.


Die Auswahl der Fische und Pflanzen für Aquaponik basiert auf ihren physiologischen Bedürfnissen und ihrer Anpassungsfähigkeit. Robuste Fischarten wie Tilapia und Karpfen sind für Einsteiger besonders geeignet, da sie Schwankungen in der Wasserqualität besser verkraften und weniger anfällig für Krankheiten sind.


Pflanzenarten wie Salat und Kräuter sind besonders geeignet, weil sie einen geringeren Nährstoffbedarf haben und schneller wachsen, was den Vorteil bietet, die Erntezyklen zu maximieren und den Gesamtertrag zu steigern.


Die besondere Eignung der genannten Aquaponik-Pflanzen liegt in ihrer Fähigkeit, effizient Nährstoffe aus dem Wasser zu ziehen, und in ihrer Toleranz gegenüber den pH-Bedingungen im Wasser. Blattgemüse und Kräuter beispielsweise gedeihen in einem pH-Bereich zwischen 6,0 und 7,0, was gut mit den Anforderungen vieler Fischarten übereinstimmt. Fische wie Tilapia und Karpfen gedeihen in diesem pH-Bereich ebenfalls, was eine harmonische Koexistenz ermöglicht.


Kosten der Aquaponik

Die Kosten variieren je nach Größe und Komplexität des Systems. Hier eine grobe Übersicht:


Kleine Systeme für den Heimgebrauch: ca. 500 bis 1.500 Euro.
Mittlere Systeme für Semi-Profis: 1.500 bis 5.000 Euro.
Große kommerzielle Systeme: ab 10.000 Euro und aufwärts.


Zusätzlich fallen laufende Kosten für Strom, Futter und Wartung an. Ein kleines System benötigt pro Monat etwa 10 bis 30 Euro an Stromkosten, abhängig von der Region und den Strompreisen.


Tipps für Einsteiger

Starte klein: Fang mit einem kleinen System an, um Erfahrung zu sammeln. Ein zu großer Einstieg kann schnell überfordern.

Nutze Regenwasser: Wenn möglich, nutze gesammeltes Regenwasser, um die Wasserkosten zu senken und nachhaltiger zu arbeiten.

Sei geduldig: Ein gut funktionierendes System braucht Zeit, um sich einzupendeln.


Fazit

Du siehst: Aquaponik ist eine spannende Möglichkeit für Selbstversorger, um unabhängig und nachhaltig frische Lebensmittel zu produzieren. Trotz einiger anfänglicher Hürden und Investitionen überwiegen die Vorteile eines solchen Systems. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer gründlichen Planung, Geduld und der Bereitschaft, kontinuierlich dazuzulernen. Wer das schafft, kann sich auf frisches Gemüse und Fisch direkt aus dem eigenen Garten freuen – und das fast das ganze Jahr über.

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