HOWTARK Kerzen gießen

Kerzen selber gießen wie zu Großmutters Zeiten

Kerzen selber gießen wie zu Großmutters Zeiten

Kerzen zu Hause selbst herzustellen ist eine schöne traditionelle Beschäftigung – schon unsere Großeltern und Urgroßeltern haben sich ihr Licht selbst gegossen oder gezogen. In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du auf altbewährte Weise Kerzen selbst herstellen kannst. Ich stelle dir verschiedene klassische Verfahren vor: vom Gießen von Bienenwachskerzen, Talgkerzen und Kerzen aus recyceltem Wachs bis hin zum traditionellen Kerzenziehen am Docht.


Bevor es losgeht, denke daran, dass bei allen Methoden mit heißem Wachs oder Fett gearbeitet wird. Gehe also vorsichtig vor, halte Kinder gut im Auge und verwende am besten ein Wasserbad zum Schmelzen – so vermeidest du zu hohe Temperaturen und das Risiko eines Wachsbrandes. Jetzt aber viel Spaß beim Kerzenmachen!

Bienenwachskerzen selber machen

HOWTARK Kerzen gießen Bienenwachskerzen

Bienenwachs ist ein seit Jahrhunderten bewährtes Kerzenmaterial. Unsere Vorfahren schätzten Bienenwachskerzen wegen ihres hellen, rußarmen Flammenlichts und des angenehmen Honigdufts – allerdings waren sie früher ein Luxus, den man sich nur zu besonderen Anlässen leisten konnte. Heutzutage bekommst du Bienenwachs einfacher (z.B. vom Imker oder als Wachs-Pellets) und kannst daraus wunderbare Kerzen gießen. Bienenwachs brennt sauber und tropft wenig, während es einen dezenten natürlichen Duft verströmt, ganz ohne künstliche Zusätze. 

Du benötigst für Bienenwachskerzen:

  • Reines Bienenwachs (in Blöcken oder Pastillenform) – idealerweise aus einer regionalen Imkerei.

  • Baumwolldochte in passender Stärke zur Kerzengröße (z.B. Flachdocht für bessere Brenneigenschaften).

  • Gefäße oder Formen zum Gießen: hitzebeständige Gläser (für Kerzen im Glas) oder stabile Kerzenformen aus Metall/Silikon für freistehende Kerzen.

  • Einen alten Topf und ein hitzefestes Gefäß (z.B. eine Metall- oder Glasschüssel) für das Wasserbad zum Wachs-Schmelzen.

  • Hilfsmittel zum Dochtfixieren: z.B. Holzstäbchen, Schaschlikspieße oder Wäscheklammern, um den Docht mittig zu halten.

  • Optional: Ätherische Öle für Duftkerzen (z.B. Orange, Zimt) – nur sparsam dosieren, da Bienenwachs von sich aus angenehm duftet.

So gießt du Bienenwachskerzen:

  1. Docht vorbereiten: Schneide den Docht in passender Länge zu und befestige ihn in deiner Form oder im Glas. In einem Glas kannst du den Docht mit einem Tropfen Wachs am Boden ankleben und oben über ein quergelegtes Holzstäbchen zentrieren. Bei festen Kerzenformen fädelst du den Docht durch die Öffnung am Boden ein. Mache unten einen Knoten oder verwende etwas Knetwachs, um das Loch abzudichten, und spanne den Docht oben über einen Stab, damit er straff und mittig bleibt.

  2. Bienenwachs schmelzen: Gib die gewünschte Menge Bienenwachs in dein hitzefestes Schmelzgefäß und stelle es in das heiße Wasserbad. Erhitze das Wachs langsam und schonend. Bienenwachs wird bereits bei etwa 70–75 °C flüssig – vermeide höhere Temperaturen, damit der Duft und die Farbe erhalten bleiben. Rühre vorsichtig um, bis alles geschmolzen ist. (Tipp: Größere Wachsblöcke vorher zerkleinern, so schmelzen sie schneller.)

  3. (Optional) Duft hinzufügen: Wenn du deine Kerzen dezent beduften möchtest, rühre jetzt, wo das Wachs komplett flüssig ist, ein paar Tropfen ätherischen Öls hinein. Aber Vorsicht: Bienenwachs hat bereits einen eigenen Honigduft – weniger ist hier mehr, damit der natürliche Geruch nicht überdeckt wird.

  4. Wachs eingießen: Gieße das flüssige Bienenwachs vorsichtig und langsam in die vorbereitete Form oder das Glas. Achte darauf, dass der Docht dabei aufrecht und zentriert bleibt. Bei einem Glas füllst du einfach bis zur gewünschten Höhe. Bei einer geschlossenen Gießform empfiehlt es sich, zunächst nur einen kleinen Boden aus Wachs einzufüllen, kurz warten bis dieser fest wird und eventuelle Lecks abdichtet, und erst dann die Form ganz aufzufüllen. So verhinderst du, dass unten Wachs auslaufen kann.

  5. Kerze abkühlen lassen und nachgießen: Lasse die Kerze nun ruhig abkühlen. Bienenwachs neigt dazu, beim Erkalten in der Mitte eine kleine Vertiefung oder einen Krater zu bilden – wundere dich also nicht, das ist normal. Warte etwa 30–60 Minuten, bis die Oberfläche beginnt fest zu werden, und gieße dann etwas warmes Wachs nach, um die Vertiefung aufzufüllen. Dadurch bekommt deine Kerze eine schöne, glatte Oberseite.

  6. Aushärten und Nachbearbeiten: Lasse die Kerze mindestens über Nacht (ca. 24 Stunden) vollständig aushärten. Befindet sich die Kerze in einer entnehmbaren Form, kannst du sie danach vorsichtig herauslösen – notfalls hilft es, die Form eine Weile in den Kühlschrank zu stellen, damit sich das Wachs zusammenzieht. Entferne eventuelle Knetwachsreste vom Dochtloch. Kürze den Docht oben auf etwa 5–10 mm Länge – so ist er perfekt für den ersten Brand vorbereitet. Jetzt strömt dir schon der feine Duft der fertigen Bienenwachskerze entgegen!

Besondere Tipps: Bienenwachskerzen eigenen sich wunderbar als natürliche Adventskerzen oder liebevolle Geschenke. Du kannst das flüssige Wachs auch in ausgefallene Formen gießen – z.B. in Walnussschalen für schwimmende Kerzen oder in ausgehöhlte Orangenschalen. Deiner Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Achte nur immer darauf, hitzefestes Material zu verwenden oder Formen (wie Papprollen) ausreichend zu stabilisieren bzw. nach dem Erkalten zu entfernen.

Talgkerzen selber machen (Kerzen aus Tierfett)

HOWTARK Kerzen gießen Talgkerzen

Talgkerzen gehörten früher zum Alltag, vor allem in Zeiten, als Wachs teuer oder knapp war. Talg ist nichts anderes als gehärtetes Tierfett (meist von Rind oder Schaf) und wurde von unseren Vorfahren zu Kerzen verarbeitet, um in dunklen Winternächten Licht zu haben. Vielleicht kennst du den Ausdruck “Unschlittkerzen” – damit waren einfache Kerzen aus Schlachtfett gemeint. Der große Vorteil von Talgkerzen war ihre Kostengünstigkeit: Man nutzte Abfallprodukte (Fettabfälle) und musste kein teures Bienenwachs kaufen. 

Allerdings hatten diese Kerzen auch Nachteile: Talgkerzen verströmen beim Brennen einen leicht ranzigen Geruch und rußen stärker als Wachslichter. Deswegen mussten früher die Dochte ständig gekürzt werden, damit die Flamme nicht zu sehr rauchte – daher stammt das alte Wort “Kerzen schnäuzen” fürs Dochtabschneiden. Trotzdem sind Talgkerzen ein faszinierendes Stück Kerzen-Tradition, und ich zeigedir, wie du sie selbst herstellen kannst.

Du benötigst für Talgkerzen:

  • Tierisches Fett (Talg): Am besten Rindertalg oder Hammeltalg. Du bekommst rohes Fett z.B. beim Metzger (frage nach Rinderfett vom Nierenbereich, auch Nierentalg genannt).

  • Baumwolldocht: Ein geeigneter Kerzendocht, am besten ungewachst. Baumwoll-Dochte funktionieren gut; achte auf die richtige Dicke (für dickere Kerzen ggf. dickeren Docht wählen).

  • Kerzenformen oder Gläser: Du kannst Talgkerzen wie Wachs in hitzebeständige Formen gießen oder direkt in Kerzengläser bzw. alte Konservengläser. Früher wurden oft einfache Metallformen benutzt, aber es gehen auch heutige Silikonformen.

  • Topf und Schmelzgefäß (Doppelkessel): Ein Topf fürs Wasserbad und ein altes Gefäß zum Fett schmelzen. Beachte: Fett kannst du theoretisch auch direkt im Topf auslassen – aber ein Wasserbad kontrolliert die Hitze besser und vermindert Brandgefahr.

  • Feinmaschiges Sieb oder Tuch: Zum Abseihen von festen Rückständen (wie knusprige Grieben) aus dem geschmolzenen Talg.

  • Thermometer: Optional, aber hilfreich. Talg ist bei ~65 °C flüssig; höhere Temperaturen vermeiden, da Fett entflammbar ist.

  • Optional: Duftstoffe: In Omas Zeiten mischte man gelegentlich Kräuter ins Fett, um den Geruch zu verbessern. Heute könntest du ein paar Tropfen ätherisches Öl (z.B. Lavendel oder Rosmarin) hinzufügen. Erwarte aber nicht, dass der Tiergeruch völlig verschwindet – Talg hat immer ein eigenes Aroma.

So stellst du Talgkerzen her:

  1. Talg auslassen (schmelzen und reinigen): Schneide das rohe Fett in kleine Stücke. Gib die Stücke in dein Schmelzgefäß und stelle es ins Wasserbad oder erwärme sie bei sehr niedriger Hitze direkt im Topf. Das Fett beginnt langsam zu schmelzen und flüssiges Talgöl auszuschwitzen. Erhitze es geduldig, bis alles Fett geschmolzen ist. Es bleiben meist feste Reste (Häutchen, angebratene Stückchen) zurück – diese Verunreinigungen gießt du durch ein Sieb ab. Das flüssige, geklärte Talgfett lässt du ein wenig abkühlen, bis es etwa handwarm aber noch flüssig ist.

    (Tipp: Du kannst das flüssige Fett auch einmal mit derselben Menge heißem Wasser mischen, abkühlen lassen und das erstarrte Fett abheben. So werden Geruchsstoffe teilweise ausgewaschen. Unsere Urgroßeltern nutzten zudem Kräuterwasser (z.B. mit Rosmarin oder Thymian) beim Reinigen, um einen angenehmeren Duft zu erzielen.)

  2. Docht vorbereiten: Während der Talg flüssig bleibt (du kannst ihn zwischendurch auf dem Wasserbad warmhalten), bereite deine Kerzenform vor. Fädle den Docht durch das Loch in der Form und befestige ihn straff – oben z.B. an einem Holzstab, unten mit einem Knoten oder Docht-Halter. Falls du ein Glas benutzt, befestige den Docht mit etwas flüssigem Talg am Glasboden und halte ihn oben mittig (z.B. mit einer Klammer auf einem Stäbchen quer über das Glas). Schneide den Docht am besten etwas länger zu als die Form, damit du genug Spielraum hast.

  3. (Optional) Duft zusetzen: Jetzt kannst du dem flüssigen Talg ein paar Tropfen ätherisches Öl zugeben und gut umrühren. Erwäge z.B. Lavendelöl oder Zitrusöl – das überdeckt den leicht tierischen Geruch etwas. Dieser Schritt ist optional; du kannst die Kerzen auch pur lassen, was ihrer historischen Authentizität entspricht.

  4. Talg in die Form gießen: Gieße das flüssige Talgfett vorsichtig in deine vorbereitete Form oder in das Glas. Da Talg beim Abkühlen etwas schrumpfen kann, lasse oben 1–2 cm Platz frei (insbesondere in einem Glas, damit nichts überläuft und damit sich gegebenenfalls aufgefangenes flüssiges Fett sammeln kann). Achte darauf, dass der Docht schön zentriert bleibt und nicht umfällt.

  5. Erkalten und entformen: Lasse die gegossenen Talgkerzen bei Zimmertemperatur langsam abkühlen und aushärten. Das dauert je nach Größe 12–24 Stunden – gedulde dich, damit die Kerzen wirklich fest werden. Sobald das Talg komplett fest ist, kannst du Kerzen in Formen entformen (ggf. vorsichtig am Docht ziehen oder die Form stürzen; bei Bedarf die Form leicht drücken oder wie oben erwähnt kurz kühlen). Kerzen in Gläsern bleiben natürlich im Glas. Schneide die Dochte oben auf ca. 5–7 mm zurück, damit die Kerzen sauber brennen.

Achte darauf, Talgkerzen stets auf hitzefesten Unterlagen zu verwenden – falls sie doch einmal etwas tropfen oder auslaufen (besonders in warmen Räumen), möchtest du keine Fettflecken auf Möbeln haben. Lagere Talgkerzen am besten kühl und trocken, damit sie sich lange halten und in Sommerhitze nicht weich werden. Beachte auch, dass Talgkerzen in Zugluft schneller rußen können. Wenn du alles richtig gemacht hast, erhältst du eine preiswerte, kräftig leuchtende Kerze.

Hinweis: Historisch wurden Talgkerzen oft gezogen (wie im nächsten Abschnitt beschrieben), um viele Kerzen auf einmal herzustellen. Falls du Lust auf ein noch authentischeres Vorgehen hast und genügend Talg zur Verfügung steht, kannst du das gerne ausprobieren – das Prinzip ist das gleiche wie beim Bienenwachskerzen-Ziehen.

Kerzen aus recyceltem Wachs (Wachsreste wiederverwenden)

HOWTARK Kerzen gießen aus Wachsresten

Zu Zeiten unserer Großeltern wurde nichts verschwendet – schon gar nicht wertvolles Wachs! Abgebrannte Kerzenreste und Stummel wurden gesammelt, um daraus neue Kerzen zu gießen, gerade in ärmeren Haushalten oder während des Krieges. Diese Methode des Wachseinschmelzens und Wiederverwendens ist heute wieder beliebt, weil sie nachhaltig ist und Geld spart. Bestimmt hast auch du irgendwo halbabgebrannte Kerzen vom letzten Geburtstag oder Adventskranz herumliegen. Anstatt sie wegzuwerfen, kannst du ihnen neues Leben einhauchen.

Du benötigst für Recycling-Kerzen:

  • Alte Kerzenreste – sammle Kerzenstummel aus Paraffin, Stearin oder auch Bienenwachs. Entferne soweit möglich angebrannte Dochtstücke, Etiketten oder Dochtplättchen aus Metall.

  • Alternativ oder ergänzend: Frisches Kerzenwachs in Form von Wachsgranulat (Paraffingranulat) oder Bienenwachs kannst du ebenfalls verwenden, falls du nicht genug Reste hast.

  • Kerzendocht: Neue Dochte zum Wiederbefüllen deiner Kerzen. Dünnere Dochte für schmale Kerzen, dickere für große Durchmesser (siehe Hinweise weiter unten). Du kannst gekaufte Dochte nehmen oder DIY-Dochte aus Baumwollfäden herstellen (dazu mehr gleich).

  • Formen oder Gefäße: So gut wie alles, was hitzebeständig oder nachher entfernbar ist, eignet sich als Kerzenform. Ideal sind auch hier wieder kleine Silikonformen (flexibel zum einfachen Herausdrücken) oder dicke Gläser (dann bleibt die Kerze darin). Du kannst aber auch kreativ werden: alte Konservendosen, ausgewaschene Tetrapacks (Getränkekartons), stabile Papprollen, halbe Orangenschalen, große Muschelschalen, ausgeblasene Eierschalen – nahezu alles kann zur Kerzenform umfunktioniert werden! Denke nur daran, dass du die Form nach dem Härten zerstören oder das Wachs herauslösen musst, wenn sie nicht als Behälter dienen soll.

  • Topf und Schmelzgefäß: Wieder benötigst du einen Kochtopf mit Wasser und eine Schüssel oder Dose, in der du das Wachs im Wasserbad schmelzen kannst.

  • Hilfsmittel: Schere (zum Dochtschneiden), Holzstäbchen/Rouladenspieß oder Bleistift (zum Dochtfixieren über einer Form), ggf. Zeitungspapier zum Unterlegen (falls mal was kleckert).

So gießt du Kerzen aus alten Wachsresten:

  1. Wachsreste sortieren und vorbereiten: Suche all deine Kerzenreste zusammen. Sortiere sie idealerweise nach Farben und Wachssorten, sofern du unterschiedliche hast. Wenn du verschieden farbiges Wachs einfach zusammenschmilzt, erhältst du oft einen braun-grauen Mischton – den kannst du natürlich ebenfalls verwenden, aber vielleicht möchtest du lieber einfarbige Kerzen gießen. Trenne also z.B. rote von weißen Resten. Entferne alte Dochtstummel oder Metallplättchen vollständig. Große Wachsreste solltest du zerkleinern (mit einem Messer hacken oder zerbrechen), damit sie schneller schmelzen.

  2. Wachs im Wasserbad schmelzen: Gib deine sortierten Wachs-Stücke in das Schmelzgefäß (z.B. eine alte Konservendose oder Metall-Schüssel) und stelle dieses in einen Topf mit etwas heißem Wasser auf den Herd. Erhitze das Wasser, sodass das Wachs langsam schmilzt – ähnlich wie beim Schokolade-Schmelzen im Wasserbad. Rühre gelegentlich um, bis alles flüssig ist. Paraffinwachs (aus üblichen Haushaltskerzen) schmilzt schon bei ca. 54 °C, Bienenwachs erst bei ~62–65 °C – ein Thermometer hilft dir, aber du merkst es auch daran, dass keine festen Stücke mehr im Gefäß sind. Wichtig: Niemals Wachs unbeaufsichtigt direkt auf der Herdplatte erhitzen! Es kann sich überhitzen und bei ca. 180 °C entzünden. Im Wasserbad bist du auf der sicheren Seite.

  3. Gießform vorbereiten: Während das Wachs schmilzt, bereite deine Form vor. Falls du eine Kerze in einem Glas machen willst, stelle sicher, dass das Glas sauber und trocken ist. Klebe den neuen Docht mit einem Klecks geschmolzenen Wachses oder mit etwas Heißkleber zentriert auf dem Boden des Glases fest. Lege das obere Dochtende über einen Stab quer über das Gefäß, damit er gerade bleibt. Bei offenen Formen (z.B. Papprolle, Tetrapack, Muschel) musst du ein kleines Loch in den Boden bohren/piksen, den Docht dadurch fädeln und unten verknoten. Dichte das Loch von außen mit etwas Knetwachs, Klebeband oder Plastilin ab, damit kein Wachs auslaufen kann. Oben wieder den Docht an einem Stäbchen fixieren. Eine Papprolle stellst du am besten senkrecht in eine Schale mit Sand, der den Boden abdichtet und stützt. Silikonformen brauchen meist nur den Docht: Fädle ihn durch das vorhandene Loch, befestige ihn wie bei anderen Formen oben und dichte unten ab.

  4. Wachs eingießen: Ist das gesamte Wachs flüssig, nimm es vorsichtig (mit Topflappen) aus dem Wasserbad. Jetzt geht’s ans Eingießen: Fülle zuerst einen kleinen Schwung heißes Wachs in die Form, nur den Boden bedecken. Warte einige Sekunden, bis dieses kleine bisschen Wachs fest wird – so verschließen sich Lecks und der Docht sitzt fixiert. Danach füllst du die Form ganz mit Wachs auf. In Gläser kannst du natürlich direkt komplett eingießen, da läuft ja nichts aus. Wenn du mehrere Farben schichten willst, gieße zunächst eine Farbe, lass sie leicht anziehen, dann die nächste obendrauf (für Streifeneffekt). Oder gib ein paar Wachsmalstift-Späne ins flüssige Wachs für eine sofortige einfärbende Wirkung.

  5. Abkühlen und entformen: Lasse die gefüllte Form nun in Ruhe abkühlen, bis das Wachs vollständig erstarrt ist. Das kann bei größeren Kerzen einige Stunden dauern (nicht in den Kühlschrank stellen außer es klemmt beim Herauslösen – zu schnelles Abkühlen kann Risse verursachen). Wenn das Wachs fest ist, entferne vorsichtig die Form: Pappkarton kannst du einfach abreißen, Silikonformen stülpst du um, bei harten Formen klopfe leicht oder nutze den Kälte-Trick: eine Weile in den Kühlschrank stellen, dann schrumpft das Wachs minimal und löst sich leichter. Schneide den Docht oben auf ca. 1 cm Länge ab – fertig ist deine neue Upcycling-Kerze aus altem Wachs!

Du wirst sehen: Aus den bunten Resten entstehen oft ganz reizvolle neue Kerzen. Vielleicht kombinierst du verschiedene Wachsfarben zu mehrfarbigen Schichtkerzen oder du legst getrocknete Blüten und Blätter in eine transparente Form und gießt das Wachs hinein, so dass die Deko im Wachs eingeschlossen wird. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Tipp: Hast du keinen fertigen Docht zur Hand, kannst du selbst einen improvisieren. Tauche einen Baumwollfaden (z.B. Paketschnur oder einen langen Dochtrest) in heißes Wachs, ziehe ihn wieder heraus und lasse ihn gerade trocknen. Dieser gewachste Faden dient dann als einfacher Ersatzdocht.

Klassisches Kerzenziehen am Docht

HOWTARK Kerzen ziehen am Docht

Neben dem Gießen in Formen gibt es noch eine uralte Methode, Kerzen herzustellen, die schon unsere Urgroßeltern – und sogar ihre Vorfahren vor Jahrhunderten – praktizierten: das Kerzenziehen (auch Kerzentauchen genannt). Dabei formt sich die Kerze Schicht für Schicht, indem ein Docht wiederholt in flüssiges Wachs getaucht wird und das Wachs an ihm abkühlt und haften bleibt. Viele kennen dieses traditionelle Handwerk vielleicht vom Weihnachtsmarkt oder als Bastelaktion mit Kindern. Kerzenziehen erfordert etwas Geduld, aber es ist fast meditativ und am Ende hältst du wunderschöne selbstgezogene Kerzen in den Händen.

Du benötigst zum Kerzenziehen:

  • Wachs zum Schmelzen: Klassisch wird Bienenwachs verwendet (gibt stabile, langsam brennende Kerzen). Du kannst aber auch Paraffinreste oder andere Wachsreste einschmelzen – wichtig ist ausreichend Menge, um ein tiefes Tauchbad zu füllen.

  • Einen hohen, schmalen Behälter für das flüssige Wachs: z.B. eine alte Konservendose oder ein hohes Einmachglas. Dieser Behälter kommt ins Wasserbad; er sollte höher sein als die Kerzenlänge, die du anstrebst. Es gibt spezielle Tauchrohre zu kaufen, aber Recycling tut’s auch.

  • Einen Kochtopf mit Wasser (fürs Wasserbad), in den du den oben genannten Behälter stellst.

  • Docht: am besten Flachdocht aus Baumwolle, weil dieser gerade nach unten hängt und beidseitig brennbar ist. Für zwei Kerzen auf einmal nimm ein Dochtstück doppelt so lang wie deine gewünschte Kerzenhöhe, plus etwas Zugabe zum Anknüpfen.

  • Zwei kleine Gewichte: Diese bindest du an die Enden des Dochts, damit er straff nach unten hängt. Geeignet sind z.B. Metall-Schrauben, Muttern oder Unterlegscheiben. (Die Gewichte verhindern, dass der Docht obenauf schwimmt, und sorgen für gerade Kerzen.)

  • Eine Holzleiste oder Stange: Daran befestigst du den Docht zum Tauchen. Du kannst den Docht mittig über die Leiste legen; fixiere ihn mit Klebeband, oder klemme ihn ein, so dass beide Dochtenden mit Gewichten frei herunterhängen. Die Leiste sollte länger als der Durchmesser deines Wachsgefäßes sein, damit sie aufliegt.

  • Abstellmöglichkeiten: Zwei stabile Gegenstände (z.B. umgedrehte Töpfe, Ziegelsteine oder Stuhllehnen) als Auflage, um die Holzleiste nach dem Tauchen zum Trocknen abzulegen. Darunter legst du Zeitungspapier aus, falls etwas tropft.

  • Thermometer: Optional, um die Wachs-Temperatur im Auge zu behalten (um ~70 °C ist ideal für Bienenwachs, nicht viel heißer).

  • Schere und scharfes Messer: Zum Abschneiden von überschüssigem Wachs und Ablängen der fertigen Kerzen.

So ziehst du Kerzen am Docht:

  1. Wachs schmelzen: Befülle deinen hohen Tauchbehälter mit Wachs – achte darauf, nicht bis zum Rand zu füllen, damit nichts überläuft. Stelle den Behälter ins Wasserbad und erhitze das Wasser, bis das Wachs vollständig geschmolzen ist. Reduziere dann die Hitze, sodass das Wachs flüssig bleibt, aber nicht zu heiß wird.

    Tipp: Wenn du Bienenwachs im Block hast, zerhacke es vorher, z.B. mit Schraubenzieher und Hammer, um es schneller zu schmelzen.

  2. Docht vorbereiten: Schneide ein langes Stück Docht zurecht – für zwei gleich lange Kerzen. Beispiel: Für 15 cm hohe Kerzen brauchst du etwa 35–40 cm Docht (2×15 cm + Reserve zum Knoten). Befestige an jedem Ende ein kleines Gewicht (Schraube oder Mutter) mit einem Knoten. Lege den Docht mittig über deine Holzleiste, so dass an beiden Seiten ein Gewicht herunterhängt. Achte darauf, dass die Gewichte sich nicht berühren – sonst nimm eine längere Leiste. Fixiere den Docht, damit er nicht verrutscht (z.B. mit Klebeband oder indem du Kerben in die Leiste schneidest).

  3. Erster Tauchgang (Docht tränken): Jetzt kommt der spannende Teil: Tauche den Docht zum ersten Mal vollständig in das flüssige Wachsbad. Wichtig ist, ihn beim ersten Tauchgang etwa 30–60 Sekunden im heißen Wachs zu lassen, damit er sich richtig vollsaugt. Danach hebst du die Leiste heraus und wartest ca. eine halbe Minute an der Luft. In dieser Zeit kühlt das Wachs am Docht ein wenig ab und härtet an.

  4. Wiederholtes Tauchen: Tauche nun den Docht (bzw. die beginnende Kerze) immer wieder ins Wachsbad ein. Beim zweiten Mal kannst du ihn sofort wieder herausziehen, da der Docht ja schon eine Wachsgrundlage hat. Zwischen jedem weiteren Tauchgang warte ungefähr 20–30 Sekunden, damit die frische Wachsschicht etwas anzieht, bevor die nächste draufkommt. Du wirst sehen, wie die Kerzen mit jedem Eintauchen dicker werden. Wiederhole diesen Vorgang geduldig – je nach gewünschter Kerzendicke etwa 10–20 Mal. Als Anhaltspunkt: Nach ~15 Tauchgängen hast du vielleicht eine dünne Kerze von ~1 cm Durchmesser, nach ~20–25 Tauchgängen erreichst du um die 2 cm. Fühl zwischendurch mal die Kerze: Ist sie noch sehr warm und weich, gönn ihr eine etwas längere Pause, sonst könnten sich die Schichten verschieben.

  5. Kerzen abkühlen und abschneiden: Bist du mit der Dicke zufrieden, lege die Holzleiste mit den Kerzen zum endgültigen Abkühlen waagerecht über deine vorbereiteten Halter (zwei Ziegel/Topfränder). Die Kerzen sollten sich nicht berühren. Lasse sie vollständig aushärten (einige Minuten reichen meist bei dünnen Kerzen, dickere länger). Nun kannst du die Gewichte abschneiden: Schneide unterhalb der Leiste den Docht durch, so dass aus dem U-förmigen Docht zwei einzelne Kerzen werden. Unten an den Kerzen hat sich möglicherweise ein kleiner Wachsknubbel durch das Gewicht gebildet – den sogenannten “Abtropfpunkt” kannst du mit dem Messer behutsam abschneiden oder schnitzen, bis der Kerzenfuß schön flach ist. Oben kürzt du die Dochte auf etwa 1 cm.

Jetzt hast du zwei wunderbare, handgezogene Kerzen! Sie zeichnen sich durch ihren rustikalen Charme mit leichten Schichtlinien aus – jede ein Unikat. Wenn du magst, kannst du die Kerzen noch verzieren, z.B. mit einem Band oder indem du sie in etwas flüssiges Bienenwachs tauchst und in Blüten wälzt (nur außen, zur Deko). Doch auch pur sind sie etwas Besonderes, weil viel Liebe und Tradition darin stecken.

Sicherheitstipps beim Kerzenziehen: Arbeite konzentriert und halte Abstand zum heißen Wachs. Gerade mit Kindern sollte immer ein Erwachsener dabei sein – erkläre ihnen die Gefahr, dass heißes Wachs auf der Haut brennen kann. Stelle das Wachsgefäß stabil auf und achte darauf, dass keine Wasserspritzer ins heiße Wachs geraten (Wachs kann sonst spritzen).

Falls du mehrere Kerzen nacheinander ziehst, halte die Wachsflüssigkeit im Auge – nicht dass es zu heiß wird oder zu sehr abkühlt. Mit der Zeit bekommst du ein Gefühl dafür. Und keine Sorge, falls eine Kerze mal krumm wird: Im warmen Zustand kann man eine leicht schiefe Kerze behutsam gerade rollen oder drücken, und kleine Schönheitsfehler machen den besonderen Reiz von handgezogenen Kerzen aus.

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