Die Blätter färben sich bunt, die Tage werden kürzer – der Herbst hält Einzug. Vielleicht glaubst du, die Kräutersaison sei nun vorbei. Doch weit gefehlt: Auch im Oktober bietet uns die Natur noch eine Fülle an Heil- und Wildkräutern, die darauf warten, in deinen Erntekorb zu wandern. Gerade in diesem Monat ziehen sich bei vielen Pflanzen die Kräfte in Wurzeln und Früchte zurück, was diese Teile besonders wirkstoffreich macht.
Begeisterte Kräutersammler können jetzt jeden goldenen Herbsttag genießen, um die letzten Schätze des Jahres für ihre Hausapotheke zu sichern – bevor der erste Frost kommt. In diesem Blogartikel stelle ich dir einige weit verbreitete und leicht erkennbare Kräuter vor, die du im Oktober noch ernten kannst.
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ToggleBrennnessel (Urtica dioica)

Die Große Brennnessel kennt wohl jeder – und doch wird sie oft unterschätzt. Im Oktober kannst du vor allem ihre Samen und späten Blätter ernten. Brennnessel liefert wertvolle Mineralstoffe und Vitamine und war früher ein wichtiges Stärkungsmittel vor dem Winter. Sie ist reich an Eisen und Vitamin C und wirkt entzündungshemmend. Damit eignet sie sich hervorragend für Blutreinigungs-Tees und kurbelt als Herbstkur den Stoffwechsel an. Ihre harntreibende (entwässernde) Wirkung unterstützt zudem die Ausscheidung von Giftstoffen – daher gilt Brennnesseltee traditionell als „Detox“-Getränk der Naturheilkunde.
Jetzt, im Herbst, konzentrieren wir uns insbesondere auf die Brennnesselsamen. Diese winzigen Nüsschen, die in Trauben an den weiblichen Pflanzen hängen, sind wahre Energiespender: Sie helfen gegen Müdigkeit und Konzentrationsschwäche und gelten sogar als natürliches Aphrodisiakum. Du kannst sie einfach über dein Müsli streuen, in Smoothies mixen oder pur knabbern. Auch die Blätter kann man noch nutzen – jüngere Herbsttriebe sind zart genug für Wildgemüse oder Tee. Äußerlich angewendet taugt ein starker Brennnessel-Aufguss sogar als Haarspülung, die glänzendes Haar fördert und die Kopfhaut belebt.
Haltbarmachung: Schneide die oberen Triebspitzen oder Samenstände ab (Handschuhe nicht vergessen!) und breite sie zu Hause locker auf Papier oder einem Küchenhandtuch aus. Trocknen ist hier das Mittel der Wahl, um alle Wirkstoffe zu bewahren. Hänge die Büschel kopfüber an einem warmen, schattigen Ort auf oder nutze einen Dörrautomaten bei niedriger Temperatur (unter 40 °C). Sobald Blätter und Samen rascheltrocken sind, reibe die Samen vorsichtig ab und lagere alles luftdicht und dunkel in Schraubgläsern. So hast du einen Wintervorrat an Brennnesseltee und -samen, der dich mit Mineralstoffen versorgt und Stoffwechsel sowie Immunsystem in Schwung hält.
Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)

Der Löwenzahn, bekannt durch seine leuchtend gelben Blüten im Frühjahr, hat auch im Herbst seinen großen Auftritt – und zwar unter der Erde. Ab Oktober sind die Wurzeln des Löwenzahns besonders kraftvoll und reich an Bitterstoffen. Die Pflanze sammelt nun Energie in der Wurzel für das nächste Jahr, wodurch diese prall gefüllt ist mit Wirkstoffen. Löwenzahnwurzel ist ein altbewährtes Heilmittel zur Unterstützung von Leber und Verdauung. Sie wirkt appetitanregend, verdauungsfördernd und sanft entgiftend auf den Körper. Ihre Bitterstoffe regen den Gallenfluss an, was die Fettverdauung verbessert. Sie besitzt außerdem eine harntreibende Wirkung, die bei Entschlackungskuren hilfreich ist.
Grabe die Wurzeln am besten an einem trockenen Herbsttag aus, wenn die Erde nicht zu hart ist. Auch die Blätter kannst du im Oktober nutzen: Oft sprießen im Herbst nochmal frische, junge Löwenzahnblätter, und diese zarten Rosetten sind ideal für Wildsalate. Sie schmecken weniger bitter als im Sommer und stecken voller Vitamine (z.B. A und C) sowie Kalium. Natürlich wirken auch die Blätter entschlackend und entgiften, ähnlich wie die Wurzel, nur milder.
Haltbarmachung: Löwenzahnwurzel lässt sich sehr gut trocknen und lagern. Nach der Ernte solltest du die dicken Pfahlwurzeln gründlich waschen und mit einer Bürste von Erde befreien. Schneide sie anschließend in dünne Scheibchen oder kleine Stücke und breite sie zum Trocknen aus; entweder an einem warmen, luftigen Ort (nicht in der prallen Sonne) oder im Backofen bei niedrigster Stufe mit geöffneter Tür. Die Wurzeln sind gut durchgetrocknet, wenn sie hart werden und sich nur noch mit Mühe brechen (oder mit der Schere schneiden) lassen.
Bewahre die getrockneten Stücke in einem dicht schließenden Glas auf. Du kannst daraus einen Tee zubereiten, der die Leberreinigung unterstützt und als koffeinfreie Kaffee-Alternative dient. Auch eine Tinktur (Ansatz in Alkohol) ist möglich, um die Inhaltsstoffe zu extrahieren. Die frischen Herbstblätter verwende am besten frisch, z.B. im Salat oder grünen Smoothie. Überschüssige Blätter kannst du aber ebenfalls trocknen und für Tee aufbewahren – getrocknet eignen sie sich z.B. als leicht bitterer Bestandteil von Leber- und Blasentees.
Schafgarbe (Achillea millefolium)

Die Schafgarbe mit ihren fein gefiederten Blättern und weißen (manchmal rosa) Blütendolden begegnet einem auf vielen Wiesen und Wegrändern. Sie blüht zwar hauptsächlich im Sommer, aber vereinzelt findest du auch im Oktober noch spätblühende Schafgarben oder zumindest genügend Blattmaterial zum Ernten. Schafgarbe wird traditionell als Frauenheilkraut sehr geschätzt. Ihre Inhaltsstoffe (v.a. ätherische Öle, Bitterstoffe und Gerbstoffe) wirken krampflösend und ausgleichend – ein Tee aus Schafgarbenkraut kann Menstruationsbeschwerden lindern und bei Zyklusunregelmäßigkeiten unterstützend wirken. Darüber hinaus fördert Schafgarbe die Verdauung und den Appetit, da die Bitterstoffe die Galleproduktion anregen, ähnlich wie beim Löwenzahn.
Berühmt ist Schafgarbe auch für ihre Wundheilungseigenschaften. Schon der lateinische Name Achillea geht auf den Helden Achilles zurück, der der Legende nach Schafgarbe zur Wundbehandlung einsetzte. Ein frischer Schafgarbenumschlag kann kleine Schnittwunden oder Schürfwunden desinfizieren und die Blutung stillen. Als „Erste-Hilfe-Kraut“ kannst du zerdrückte frische Blätter direkt auf Insektenstiche oder blutende Kratzer legen – es wirkt entzündungshemmend und blutstillend. Auch bei Nasenbluten haben schon so manche Kräuterkundige ein gerolltes Schafgarbenblatt in die Nase gesteckt, um die Blutung zu stoppen (vorsichtig anwenden!). Für solche Notfälle lohnt es sich, ein paar Blätter parat zu haben.
Haltbarmachung: Von der Schafgarbe kannst du Kraut und Blüten sammeln. Am besten schneidest du mit einer Schere ganze Stängel wenige Zentimeter über dem Boden ab. Zu Hause bündelst du die Stängel und hängst sie kopfüber an einem trockenen, schattigen Platz auf. Alternativ lege die Pflanzen locker auf ein Küchenpapier an einen luftigen Ort. Sobald die Büschel rascheln und die Stängel sich leicht brechen lassen, ist alles durchgetrocknet.
Getrocknete Schafgarbe bewahrst du am besten grob zerkleinert in einem Schraubglas auf. So hält sie sich viele Monate. Verwende sie für Teemischungen (etwa bei Erkältung, Magen-Darm-Beschwerden oder Frauenleiden) – z.B. zusammen mit Kamille und Pfefferminze – oder setze daraus eine Tinktur an. Da Schafgarbe auch als Gewürz verwendet werden kann (sie schmeckt leicht herb-würzig), trocknen manche auch kleine Mengen zum Würzen von fettem Braten oder Eintopf.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Spitzwegerich – auch Rippenkraut oder volkstümlich „Lungenblattl“ genannt – ist ein unscheinbares Wildkraut, das fast überall wächst: auf Wiesen, an Wegrändern und sogar in deinem Gartenrasen. Mit seinen schmalen, lanzettlichen Blättern, die in einer bodennahen Rosette wachsen, und den unscheinbaren braunen Blütenähren übersieht man ihn leicht. Dabei ist Spitzwegerich ein unglaublich wirksames Heilkraut, das du bis in den Herbst hinein ernten kannst. Seine Blätter sind wahre kleine Apotheken: Sie enthalten Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure und das Glykosid Aucubin, welches antibakteriell wirkt. Dank dieser Inhaltsstoffe hat Spitzwegerich wundheilende, blutstillende, juckreizlindernde, antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften.
Kein Wunder also, dass Spitzwegerich seit Jahrhunderten als Hustenmittel und Wundkraut eingesetzt wird. Bei Husten, Heiserkeit oder Halsweh wirkt eine Tee- oder Sirupkur wahre Wunder: Die Schleimstoffe im Spitzwegerich legen sich wie ein beruhigender Film über gereizte Schleimhäute in Hals und Rachen und lindern den Hustenreiz, während die antibakteriellen Wirkstoffe Krankheitskeime bekämpfen. Gleichzeitig ziehen die Gerbstoffe das Gewebe leicht zusammen, was Entzündungen hemmt und ebenfalls zur Linderung beiträgt. Spitzwegerichsirup (den man aus Blättern und Honig herstellen kann) ist ein klassisches Hausmittel gegen Bronchitis und Reizhusten – ideal, um für den Winter vorzubeugen.
Auch äußerlich leistet das Kraut erstaunliche Dienste: Hast du dich auf einer Wanderung verletzt oder dich ein Insekt gestochen, kaue ein paar frische Spitzwegerichblätter und lege den Brei direkt auf die Wunde oder den Stich. Das desinfiziert, nimmt den Schmerz und Juckreiz und stoppt kleinere Blutungen. Nicht umsonst nennt man Spitzwegerich auch die „Erste-Hilfe-Pflanze“ aus der Natur!
Haltbarmachung: Pflücke bevorzugt jüngere Blätter – diese sind zarter (ältere werden ledrig) und enthalten viele Wirkstoffe. Du kannst Spitzwegerich trocknen und für Hustentees konservieren. Breite die Blätter dafür auf einem Gitter oder einer sauberen Unterlage aus und lasse sie an einem warmen, schattigen Ort trocknen, bis sie rascheltrocken sind. Wichtig: Nicht zu heiß trocknen, damit die empfindlichen Schleimstoffe erhalten bleiben (also maximal 40 °C im Dörrgerät oder Backofen). Getrocknete Spitzwegerichblätter bewahrst du dunkel in einem Schraubglas auf.
Aus dem frischen Kraut lässt sich auch wunderbar Sirup herstellen: Schichte abwechselnd gewaschene, gehackte Blätter mit Zucker oder Honig in ein Glas und lasse das Ganze einige Wochen ziehen. Der entstandene Sirup wird dann abgeseiht und kühl gelagert – er hält etwa ein Jahr und ist ein wahrer Schatz für die Hausapotheke, wenn Husten und Halsweh kommen.
Gänseblümchen (Bellis perennis)

Das robuste Gänseblümchen blüht fast das ganze Jahr – selbst im Oktober recken die kleinen weißen Blütenköpfe noch fröhlich ihre Köpfe, vor allem jetzt, da der Rasen nicht mehr so oft gemäht wird. Was viele nicht wissen: Dieses zarte Wiesenblümchen ist eine kraftvolle Heilpflanze! Gänseblümchen wurden früher als „Arnika des Nordens“ bezeichnet, da sie ähnliche Eigenschaften haben. Die gesamte Pflanze (Blätter und Blüten) enthält wertvolle Saponine, Bitterstoffe, Flavonoide und Vitamin C. Dadurch wirkt das Gänseblümchen entzündungshemmend, schleimlösend und entwässernd. Es unterstützt den Stoffwechsel, regt den Appetit an und kann „blutreinigend“ wirken – perfekt also für Frühjahrskuren, aber auch im Herbst schadet ein bisschen innere Reinigung nicht.
Bei Erkältungen leistet das Gänseblümchen gute Dienste: Ein Tee aus den Blüten und Blättern wirkt mild hustenlindernd und schleimlösend, ideal bei festsitzendem Husten oder Bronchitis. Gleichzeitig stärkt der hohe Vitamin-C-Gehalt dein Immunsystem. Auch bei Hautproblemen lohnt sich ein Versuch – Gänseblümchen wurden traditionell bei Ausschlägen und kleinen Wunden eingesetzt. Ein Aufguss aus dem Kraut kann als Gesichtswasser bei unreiner Haut dienen oder als Umschlag entzündete Stellen beruhigen. Sogar in der Kinderheilkunde kennt man Gänseblümchentee als sanftes Mittel bei Erkältung und Hautausschlag.
Haltbarmachung: Da Gänseblümchen ganzjährig zu finden sind, musst du eigentlich keinen großen Vorrat anlegen; du kannst sie fast immer frisch pflücken. Wenn du dennoch einen kleinen Wintervorrat möchtest, kannst du die Blüten und Blattrosetten schonend trocknen. Am besten sammelt man an einem trockenen Tag zur Mittagszeit (dann ist der Wirkstoffgehalt am höchsten) und breitet die Pflänzchen auf Papier aus. Im Ofen trocknen ist nicht zu empfehlen, da die zarten Blüten leicht ihren Wirkstoff verlieren; lieber luftig im Raum trocknen lassen.
Bewahre das getrocknete Gänseblümchenkraut dunkel auf. Für einen Tee nimmst du dann etwa 2 Teelöffel pro Tasse. Mein Tipp: Mische getrocknete Gänseblümchen mit etwas Thymian und Salbei. Diese Mischung ergibt einen wundervollen Erkältungstee für kalte Wintertage.
Giersch (Aegopodium podagraria)

Giersch – auch bekannt als „Gichtkraut“ oder etwas spöttisch „Gartenärger“ – ist ein Kriechgewächs mit dreigeteilten, spitz zulaufenden Blättern, das in vielen Gärten wuchert. Die meisten Gärtner mögen ihn nicht, weil er sich hartnäckig ausbreitet. Doch anstatt ihn zu verfluchen, solltest du ihn lieber essen oder als Heilkraut nutzen. Giersch ist nämlich äußerst nährstoffreich und steckt voller Vitamine und Mineralstoffe. Sein Aroma erinnert an Petersilie und Möhre – daher nennt man ihn mancherorts auch „wilde Petersilie“. Im Oktober treibt der Giersch oft nochmals frische, zarte Blättchen aus, besonders wenn es genug Feuchtigkeit gibt. Diese jungen Herbstblätter sind perfekt für Salate, grüne Smoothies oder als spinatähnliches Gemüse.
Als Heilkraut wird Giersch traditionell gegen Gelenkschmerzen, Gicht und Rheuma verwendet – daher der Name Gichtkraut. Tatsächlich wirkt er entzündungshemmend und kann bei Rheuma-Beschwerden lindernd helfen. Ein Tee aus Gierschblättern wurde in der Volksheilkunde bei Gichtanfällen eingesetzt, um die Harnsäureausscheidung zu fördern. Wissenschaftlich ist die Wirkung nicht umfassend belegt, aber viele Naturheilkundler schwören auf Giersch als sanftes Mittel bei Arthritis. Und selbst wer topfit ist, kann vom Nährstoffboost profitieren: Giersch liefert Kalium, Vitamin C und Provitamin A – all das stärkt das Immunsystem und den Stoffwechsel.
Haltbarmachung: Giersch schmeckt und wirkt am besten frisch. Du kannst ihn wie frische Petersilie in der Küche verwenden – einfach hacken und über Quark, Suppe oder in Pesto geben. Zum Haltbarmachen eignet sich einfrieren: Hacke die Blätter und friere sie portionsweise (z.B. in Eiswürfelbehältern mit etwas Wasser) ein, um im Winter grüne Würfel für Smoothies oder Suppen zu haben. Trocknen ist weniger gängig, da Giersch getrocknet einen Teil seines Aromas verliert. Falls du es dennoch probieren willst: Zupfe die Blätter von den Stielen und trockne sie an einem schattigen, warmen Ort. Zerbrösele sie danach und lagere sie luftdicht.
Als getrocknetes Kraut kann Giersch in Teemischungen gegen Rheuma oder Blasenentzündung dienen – mische ihn z.B. mit Brennnessel und Weidenröschen. Doch wie gesagt, frisch ist er am wirkungsvollsten. Also nutze die Gelegenheit, im Herbst nochmal jungen Giersch zu ernten, bevor er sich in die Winterruhe zurückzieht.
Gundermann (Glechoma hederacea)

Der Gundermann – auch „Gundelrebe“ genannt – ist ein immergrünes, am Boden kriechendes Kräutlein mit rundlichen, gekerbten Blättern. Im Frühjahr zieren violette Blüten seine Ranken, doch auch jetzt im Herbst findest du ihn leicht an feuchten Wald- und Wegrändern oder in schattigen Gärten, wo er oft als Unkraut gilt. Gundermann zählt zu den besten Heilpflanzen bei hartnäckigen, eitrigen Entzündungen und langwierigen Leiden. Schon der Name „Gund“ weist auf Eiter und Beonderheiten hin (altes Wort für Eiter, Wundsekret), und tatsächlich setzte man Gundermann früher bei schlecht heilenden Wunden und Vereiterungen ein. In der Tat wirkt er antiseptisch, entzündungshemmend und stoffwechselfördernd.
Gerade bei Erkältungen im Herbst kann dir Gundermann gute Dienste leisten: Er hilft bei hartnäckigem Husten, Schnupfen und verschleimten Nebenhöhlen. Ein Tee aus Gundermannkraut (am besten gemischt mit etwas Honig, da er herb schmeckt) kann festsitzenden Schleim lösen und Entzündungen in den Atemwegen lindern. Auch bei Blasenentzündungen oder Magen-Darm-Problemen wird Gundermann manchmal eingesetzt. Äußerlich kannst du aus dem Kraut ein Öl oder eine Salbe herstellen, die bei schlecht heilenden Wunden, Ekzemen oder Ausschlägen aufgetragen wird. Seine gerbstoffreichen Blätter ziehen Entzündungssekrete heraus und fördern die Heilung der Haut.
Spannend ist auch die kulinarische Seite: Gundermann wird umgangssprachlich auch „Wilde Petersilie“ genannt. Die frischen Blättchen haben ein würziges, leicht minziges Aroma. Du kannst sie fein gehackt über herzhaftes Essen streuen, in Quark rühren oder in Suppen mitkochen – so nutzt du gleichzeitig die gesundheitsfördernden Eigenschaften in der Alltagsküche. Im Mittelalter wurde Gundermann übrigens dem Bier zugesetzt (als Würze und Konservierung) – erst später verdrängte der Hopfen ihn in dieser Rolle.
Haltbarmachung: Da Gundermann im Winter grün bleibt, kannst du ihn auch frisch ernten, solange kein tiefer Schnee darüber liegt. Wenn du aber auf Nummer sicher gehen willst, trockne dir ein Bündel für den Wintervorrat. Ernte die Triebe und binde ein loses Bündel, das du an einem warmen, schattigen Platz aufhängst. Die getrockneten Kräuter lagerst du dunkel in einem Glas. Gundermann eignet sich gut für Teemischungen (z.B. kombiniert mit Thymian und Schlüsselblume als Erkältungstee). Auch eine Tinktur ist möglich: Frischen Gundermann in Alkohol ansetzen, einige Wochen ziehen lassen und abfiltern – diese Tinktur kann man dann tropfenweise bei Bedarf einnehmen (z.B. vorbeugend in der Erkältungszeit oder äußerlich auf entzündete Haut tupfen).
Hagebutte (Rosa canina)

Wenn die Rosen verblüht sind, schenken sie uns im Herbst ihre Hagebutten. Die Hagebutte – das ist die glänzend rote Frucht der Wildrosen (vor allem der Hunds-Rose Rosa canina) – gehört zu den bekanntesten Wildfrüchten im Herbst. Im Oktober leuchten sie an Hecken und Waldrändern und laden zum Sammeln ein. Hagebutten sind wahre Vitamin-C-Kraftpakete und stärken unser Immunsystem enorm. Tatsächlich zählen sie (neben Sanddorn) zu den Vitamin-C-reichsten Früchten überhaupt – weit mehr als Zitronen oder Orangen. Das macht sie zum idealen Begleiter für die kalte Jahreszeit, um Erkältungen vorzubeugen und abzuwehren. Darüber hinaus enthalten Hagebutten sekundäre Pflanzenstoffe (wie Carotinoide und Flavonoide) mit entzündungshemmender Wirkung. In der Naturheilkunde wird Hagebuttentee daher traditionell bei Erkältungen eingesetzt, um Fieber zu senken und den Körper zu stärken.
Ein weiterer Schatz der Hagebutte steckt in ihren kleinen Kernen: Diese sind reich an Galaktolipiden, denen eine lindernde Wirkung bei Gelenkentzündungen (Arthrose) nachgesagt wird. Tatsächlich werden Hagebuttenpräparate heute bei Arthrose unterstützend eingesetzt, und Studien untersuchen den entzündungshemmenden Effekt auf die Gelenke. Ein Grund mehr, die roten Früchte zu nutzen! Aus Hagebutten lässt sich viel machen: Hagebuttentee aus den getrockneten Schalen ist ein Klassiker. Er schmeckt mild-säuerlich und liefert wertvolle Vitamine – perfekt bei einer Erkältung oder einfach als Genuss an kalten Tagen.
Du kannst Hagebutten aber auch zu Mark oder Mus verarbeiten (Achtung, das ist etwas aufwendig, weil die Kerne und feinen Härchen entfernt werden müssen, die als „Juckpulver“ bekannt sind!). Hagebuttenmus mit etwas Honig ergibt einen tollen Brotaufstrich voller Vitalstoffe. Beliebt ist auch Hagebuttenpulver: Dazu werden die ganzen Früchte bei niedriger Temperatur getrocknet und dann fein gemahlen. Dieses Rohpulver kannst du löffelweise in Smoothies, Joghurt oder Müsli geben – so nutzt du alle Bestandteile der Frucht und insbesondere für die Gelenke soll das Pulver sehr wirksam sein.
Haltbarmachung: Hagebutten erntest du am besten, solange sie noch fest sind – also im frühen bis mittleren Herbst, vor dem ersten Frost (nach Frost werden sie weich und matschig, was fürs Rohessen zwar süßer schmeckt, aber fürs Trocknen ungünstig ist). Für Tee empfiehlt es sich, die Hagebutten aufzuschneiden, die Kerne samt Härchen herauszukratzen (Vorsicht, die Haare reizen die Haut) und nur die Schalen zu trocknen. Diese trockenen Schalen kannst du als Vorrat in Gläser füllen. Willst du ein Pulver herstellen, kannst du auch kleinere, ganze Hagebutten im Dörrgerät trocknen und dann komplett mahlen – hier bleiben die Kerne drin, was das Pulver besonders wertvoll für die Gelenke macht (allerdings muss man beim Trinken etwas aufpassen wegen der Härchen).
Marmelade oder Sirup sind weitere köstliche Möglichkeiten, Hagebutten haltbar zu machen: Eingekocht in Zucker hält sich ihr Mark über ein Jahr und bereichert deine Winterküche mit einem immunstärkenden Extra. Tipp: Auch ein Hagebutten-Ölauszug ist möglich. Die Kerne enthalten nämlich ein wertvolles Öl, das in der Kosmetik für Hautpflege hochgeschätzt wird (Hagebuttenkernöl regeneriert die Haut). Dafür die getrockneten Kerne in Öl einlegen und einige Wochen ziehen lassen, dann abseihen. So hast du ein DIY-Hautöl voll natürlicher Vitamine.
Weißdorn (Crataegus monogyna)

Zwischen Oktober und November hängen sie in Büscheln an den Hecken: die roten Beeren des Weißdorns. Der Weißdorn ist ein strauchartiger Baum mit gelappten kleinen Blättern und dornigen Zweigen. Seine Früchte sind zwar mehlige kleine Apfelfrüchtchen, aber in ihnen steckt viel Heilkraft für’s Herz. Weißdorn ist in der Pflanzenheilkunde das Herztonikum schlechthin: Er stärkt die Kontraktionskraft des Herzens und verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße. Dadurch kann er bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens (insbesondere im Alter) und leichtem Bluthochdruck positiv wirken.
Im Herbst kannst du die Weißdornbeeren sammeln, um dir einen Wintervorrat an herzstärkendem Tee oder Tinktur anzulegen. Zwar gelten die Weißdorn-Blüten (die im Frühjahr gesammelt werden) als noch wirksamer, doch auch die Beeren enthalten die wertvollen Flavonoide und oligomeren Procyanidine, die für die Herzwirkung verantwortlich sind.
Ein Tee aus Weißdornbeeren schmeckt mild und etwas fruchtig. Du kannst die frischen oder getrockneten Beeren dafür zerquetschen und mit kochendem Wasser aufgießen (15 Minuten ziehen lassen). Empfehlenswert ist eine Teemischung, z.B. Weißdornbeeren mit etwas Melisse und Hibiskus. Das ergibt einen schönen Herz- und Kreislauftee. Viele Heilkundige setzen jedoch lieber auf die Tinktur: Dabei werden frische oder getrocknete Beeren in Doppelkorn oder Weingeist eingelegt und 4–6 Wochen stehen gelassen. Von der abgeseihten Tinktur nimmt man dann vorbeugend oder kurmäßig täglich einige Tropfen ein. Sie kann helfen, nervöse Herzbeschwerden zu lindern und generell das Herz-Kreislauf-System zu stärken.
Wichtig: Weißdorn wirkt sanft und schleichend – er ist kein Notfallmedikament, aber über Wochen eingenommen kann er viel bewirken. Da er sehr verträglich ist, wird er oft von älteren Menschen genutzt, um die Herzgesundheit zu unterstützen.
Haltbarmachung: Pflücke die Weißdornbeeren am besten vollreif (sie sind dann rot und leicht weich). Du kannst sie an einem warmen Ort trocknen – entweder aufgefädelt auf einem Faden aufgehängt oder ausgebreitet. Getrocknet werden sie steinhart; zerstoße sie dann leicht, bevor du Tee daraus machst, damit sich die Inhaltsstoffe lösen. Im Glas trocken aufbewahrt halten sie mindestens ein Jahr. Für eine Tinktur füllst du ein Glas locker mit frischen Beeren (leicht andrücken) und übergießt sie mit 40% Alkohol, sodass alles bedeckt ist. Gut verschließen und einige Wochen ziehen lassen, dann abseihen. Diese Tinktur hält sich mehrere Jahre.
Übrigens kannst du aus Weißdornbeeren auch Marmelade oder Mark kochen – es ist etwas mühselig wegen der Kerne, aber das musartige Ergebnis wurde früher als kräftigendes Nahrungsmittel geschätzt. Gemischt mit Hagebutten ergibt das eine vitaminreiche Konfitüre.
Allgemeine Hinweise zum Sammeln
- Achte beim Kräutersammeln immer darauf, nur so viel zu entnehmen, dass genug Pflanzen stehenbleiben. Die Natur soll sich regenerieren können.
- Pflücke nur, was du sicher kennst und zweifelsfrei bestimmen kannst. Einige Wildkräuter haben giftige Doppelgänger, daher im Zweifel lieber fachkundigen Rat einholen oder ein Bestimmungsbuch nutzen.
- Kräuter sammelt man am besten bei trockenem Wetter: Blätter und Blüten mittags, wenn sie am wirkstoffreichsten sind, Wurzeln dagegen frühmorgens oder abends.
- Nutze zum Transportieren einen Korb oder Stoffbeutel; in Plastiktüten schwitzen die Pflanzen und verlieren an Qualität.
Tipps zur schonenden Haltbarmachung
Zum Schluss noch ein paar Tipps, wie du deine gesammelten Kräuter schonend haltbar machst. Die gängigste Methode ist das Trocknen, denn so bleiben die meisten Wirkstoffe erhalten und du kannst dir Teekräuter, Gewürze oder Räucherbündel für viele Monate bevorraten.
Wichtig: Sammelgut nach Möglichkeit nicht waschen vor dem Trocknen (außer natürlich Wurzeln, die voller Erde sind). Wasser würde Aromastoffe auswaschen und Trocknungszeit verlängern. Entferne groben Schmutz einfach durch Ausschütteln.
Binde Kräuter mit langen Stielen zu kleinen Sträußen zusammen und hänge sie kopfüber an einem luftigen, schattigen Ort auf. Alternativ lege Blätter und Blüten locker auf ein Sieb oder Küchenpapier. Ideal ist eine trockene Umgebung mit nicht zu hoher Luftfeuchtigkeit. Im Herbst ist das leider manchmal schwierig, weil die Luft oft feuchtkühl ist. Hier hilft ein Dörrautomat oder Backofen auf niedrigster Stufe: Bei maximal ~35–40 °C trocknest du die Kräuter einige Stunden, dann schaltest du aus und lässt die Restwärme wirken. Achte darauf, dass die Kräuter nicht „knusprig heiß“ werden, sonst verflüchtigen sich Inhaltsstoffe.
Sind die Pflanzenteile rascheltrocken, füllst du sie in lichtundurchlässige, gut schließende Behälter (Braunglas oder Blechdosen, alternativ Schraubgläser, die dunkel im Schrank stehen). So geschützt halten getrocknete Kräuter etwa ein Jahr, einige auch länger. Beschrifte am besten die Gläser mit Name und Datum – so behältst du den Überblick.
Neben dem Trocknen kannst du auch andere Verfahren nutzen: Einlegen in Öl oder Alkohol (für Ölauszüge bzw. Tinkturen) konserviert die Wirkstoffe ebenfalls sehr lange. Wurzeln und harzige Kräuter eignen sich gut für Tinkturen, die du als Tropfen einnehmen oder äußerlich verwenden kannst. Kräuteröle mit z.B. Rosmarin, Thymian oder auch Gundermann sind tolle Hausmittel für Massagen oder Hautpflege.
Einmachen (Sirup, Gelee, Marmelade) ist vor allem bei Früchten wie Hagebutte, Weißdorn, Schlehe oder Holunder beliebt – hierbei bleibt zwar nicht alles an Vitaminen erhalten, aber dafür werden die Schätze lecker in den Speiseplan integriert.
Einfrieren ist bei aromatischen grünen Kräutern sinnvoll (z.B. Petersilie, Giersch, Basilikum), die getrocknet an Geschmack verlieren.
Welche sind deine Lieblingswildkräuter und wofür nutzt du sie? Schreib´ es gerne in die Kommentare! 😊🌿