Wenn du als Selbstversorger mit dem Gedanken spielst, dich auch selbst mit Milch, Käse oder sogar Fleisch zu versorgen, dann könnten Ziegen eine spannende Option für dich sein. Sie brauchen weniger Platz als Kühe, liefern dennoch eine beachtliche Menge Milch und dienen sogar als Fleisch- oder Wolllieferanten. Außerdem sind sie eifrige Landschaftspfleger, denn sie fressen Gestrüpp und halten deine Weideflächen frei. Sie sind insgesamt recht genügsam und bringen mit ihrem neugierigen, verspielten Wesen außerdem eine Menge Leben in den Hof.
Doch bevor du dir ein paar Ziegen anschaffst, solltest du schon wissen, was auf dich zukommt. In diesem Artikel erfährst du in einem ersten Überblick alles Wichtige zur Ziegenhaltung – von den Voraussetzungen und Haltungsbedingungen über die geeigneten Rassen bis hin zu den laufenden Kosten, die dich erwarten.
Inhaltsverzeichnis
ToggleVoraussetzungen für die Ziegenhaltung
Platzbedarf
Das Wichtigste gleich vorweg: Ziegen sind keine Einzelgänger! Sie brauchen mindestens einen Artgenossen, besser noch eine kleine Herde. Für eine Herde von zwei bis drei Ziegen solltest du mindestens 200 bis 300 Quadratmeter Weidefläche einplanen. Je mehr Platz, desto besser, denn Ziegen lieben es, zu klettern und sich zu bewegen. Wichtig ist ein stabiler Zaun, mindestens 1,50 Meter hoch, da Ziegen wahre Ausbruchskünstler sind. Zudem benötigen sie einen wetterfesten Stall als Rückzugsort. Pro Tier solltest du hier ca. 2-3 m² Stallfläche einplanen. Berücksichtige bei deiner Planung in jedem Fall, dass Ziegen sehr bewegungsfreudige Tiere sind und ausreichend Platz brauchen.
Stall und Auslauf
Ein Ziegenstall muss vor allem trocken, zugfrei und gut belüftet sein. Pro Ziege solltest du etwa 2-3 m² Stallfläche einplanen. Ein weicher, sauberer Untergrund aus Stroh oder Holzspänen ist wichtig, um die Gesundheit der Tiere zu gewährleisten. Der Stall sollte regelmäßige Reinigungen ermöglichen, um Krankheiten vorzubeugen. Im Auslauf solltest du idealerweise Klettermöglichkeiten wie Baumstämme oder Podeste platzieren, um den natürlichen Spieltrieb deiner Ziegen zu fördern.
Fütterung und Pflege
Das überrascht dich jetzt vielleicht, aber Ziegen sind keine reinen Grasfresser! Sie sind Wiederkäuer und brauchen eine abwechslungsreiche Ernährung mit frischem Heu, Blättern, Kräutern und Zweigen. Zusätzlich kannst du Getreide oder spezielle Ziegenpellets verfüttern, um den Nährstoffbedarf deiner Tiere zu decken. Äste und Blätter eignen sich zudem zur Beschäftigung und als natürliche Zahnpflege. Wichtig ist, dass deine Ziegen immer Zugang zu frischem Wasser und Mineralsteinen haben. Und schau bitte unbedingt, dass du giftige Pflanzen aus dem Gehege entfernst!
Die regelmäßige Klauenpflege ist ebenfalls essenziell, da Ziegen zu Klauenproblemen neigen. Die Klauen solltest du alle paar Monate geschnitten werden, um Fehlstellungen und Entzündungen zu vermeiden. Außerdem solltest du ihr Fell regelmäßig auf Parasiten überprüfen und sie bei Bedarf entwurmen. Behalte im Hinterkopf, dass besonders bei Milchziegen das tägliche Melken eine zusätzliche Aufgabe ist, die du einplanen musst.
Gesundheitsvorsorge
Ziegen sind relativ robuste Tiere, aber regelmäßige Gesundheitschecks sind natürlich wichtig. Gesunde Ziegen erkennst du daran, dass sie aktiv und neugierig sind, ihr Blick wach und ihr Fell glänzend ist. Um Krankheiten vorzubeugen, solltest du den Stall regelmäßig reinigen und auf eine ausgewogene Fütterung achten. Zu den häufigsten Erkrankungen bei Ziegen gehören Parasitenbefall, Klauenkrankheiten und Magen-Darm-Probleme. Eine gute Beobachtung deiner Lieblinge hilft dir, Krankheiten bei ihnen frühzeitig zu erkennen.
Kosten der Ziegenhaltung
Die Haltung von Ziegen ist immerhin günstiger als die von Kühen, aber dennoch mit einigen Kosten verbunden. Die Anschaffungskosten für Ziegen variieren hierbei je nach Rasse und Alter. Eine Ziege kostet zwischen 50 und 300 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Stallbau, Zäune, Futter und Tierarztkosten. Insgesamt solltest du mit etwa 500 bis 1000 Euro für die Grundausstattung rechnen und jährlich mit etwa 300 bis 500 Euro pro Ziege für Futter und Pflege.
Hier mal eine grobe Kostenübersicht zur Orientierung:
Anschaffungskosten: 100-500 € pro Ziege, je nach Rasse und Alter
Stallbau / Einzäunung: 500-2000 € (je nach Material und Größe)
Futterkosten: Ca. 10-20 € pro Monat und Ziege
Tierarztkosten: 50-200 € pro Jahr (Entwurmung, Impfungen, Klauenpflege)
Zusätzliche Ausgaben: Salzlecksteine, Futtertröge, Wassereimer, etc.
Natürlich können die Kosten je nach Haltungssystem variieren – wenn du z. B. viel eigenes Futter anbaust, kannst du einiges sparen.
Geeignete Ziegenrassen für Anfänger
Ziegen – kennste eine, kennste alle? Von wegen! Nicht jede Rasse eignet sich für Einsteiger. Wenn du noch keine Erfahrungen in der Haltung von Ziegen gesammelt hast, dann solltest du es vielleicht zunächst mit einer anspruchsloseren, pflegeleichteren und weniger temperamentvollen Rasse versuchen. Wir stellen dir hier die beliebtesten „Anfängermodelle“ vor:
Bunte Edelziege

Diese Ziegenrasse ist relativ robust und unempfindlich, stellt keine allzu hohen Ansprüche an ihr Futter und ist im Vergleich zu anderen Rassen relativ leicht zu halten. Ihre freundliche und oft menschenbezogene Art macht es Anfängern zudem leichter, mit der Ziegenhaltung warm zu werden.
Die Bunte Edelziege ist, wie der Name schon sagt, bunt – sie hat ein wunderschönes, meist braunes oder rötliches Fell mit schwarzen Abzeichen an Kopf, Beinen und Rücken. Sie ist eine mittelgroße bis große Ziege mit einem kräftigen Körperbau. Die Böcke erreichen ein Gewicht von bis zu 100 kg, während die weiblichen Tiere etwa 50 bis 80 kg wiegen.
Diese Rasse wurde ursprünglich für die Milchproduktion gezüchtet, weshalb sie eine beeindruckende Milchleistung erbringt. Eine gesunde und gut gepflegte Bunte Deutsche Edelziege kann pro Jahr etwa 800 bis 1200 Liter Milch geben. Ihre Milch hat einen hohen Fett- und Eiweißgehalt, was sie ideal für die Herstellung von Käse und Joghurt macht.
Merkmale im Überblick
Robust und widerstandsfähig: Diese Ziegenrasse ist sehr anpassungsfähig und kommt mit verschiedenen Klimabedingungen gut zurecht.
Hohe Milchleistung: Wer Wert auf eine zuverlässige Milchproduktion legt, ist mit dieser Rasse bestens beraten. Die bunte deutsche Edelziege liefert bis zu drei Liter Milch pro Tag.
Gute Futterverwertung: Sie sind nicht besonders wählerisch und können auch mit einfacheren Futterquellen gut überleben.
Freundliches Wesen: Sie sind neugierig, zutraulich und lassen sich gut an den Menschen gewöhnen.
Langlebig und fruchtbar: Diese Ziegen haben eine hohe Lebenserwartung ((13 – 15 Jahre) und bringen regelmäßig Nachwuchs zur Welt.
Brauchen ausreichend Platz: Als recht große und aktive Tiere benötigen sie einen großzügigen Stall und Auslauf.
Sozial und nicht gern allein: Diese Ziegenrasse sollte niemals alleine gehalten werden, da Ziegen Herdentiere sind und mindestens zu zweit leben sollten.
Regelmäßige Klauenpflege nötig: Wie bei allen Ziegen müssen ihre Klauen regelmäßig geschnitten werden, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.
Weiße Edelziege

Die Weiße Deutsche Edelziege ist, wie der Name schon sagt, eine rein weiße Ziege mit kurzem, glatten Fell. Sie ist mittel- bis großrahmig und besitzt eine schlanke, elegante Statur. Diese robste Rasse wurde, ebenso wie die Bunte Deutsche Edelziege, speziell für die Milchproduktion gezüchtet und liefert hervorragende Erträge. Auch sie besitzt ein zutrauliches und lebhaftes Wesen, das sie für die Haltung in kleinen Herden besonders geeignet macht.
Merkmale im Überblick
Hohe Milchleistung: Diese Rasse ist eine der leistungsstärksten Milchziegen in Deutschland. Sie produziert bis zu 1000 Liter Milch pro Jahr, oft mit einem hohen Fett- und Eiweißgehalt.
Anpassungsfähigkeit: Weiße Deutsche Edelziegen kommen sowohl mit Stallhaltung als auch mit Weidehaltung gut zurecht.
Freundliches Wesen: Diese Ziegen sind meist sehr zutraulich und lassen sich gut handhaben.
Lange Nutzungsdauer: Mit guter Pflege können sie viele Jahre produktiv bleiben.
Gute Futterverwertung: Sie sind nicht besonders wählerisch und können mit verschiedenen Futtermitteln gut zurechtkommen. Du solltest dennoch auf eine nährstoffreiche, ausgewogene Ernährung achten, wenn du maximalen Milchertrag anstrebst.
Regelmäßige Melkung erforderlich: Wer Milch von ihnen gewinnen möchte, muss sich auf eine tägliche Melkroutine einstellen.
Wenig Fleischansatz: Falls du neben Milchproduktion auch auf Fleisch setzt, sind andere Rassen eventuell besser geeignet.
Toggenburger Ziege

Die Toggenburger Ziege stammt – wie der Name schon verrät – aus dem Toggenburg in der Schweiz. Sie gilt als eine der ältesten anerkannten Ziegenrassen und wurde bereits im 19. Jahrhundert gezielt gezüchtet. Heute ist sie weltweit verbreitet und wird besonders für ihre hohe Milchleistung geschätzt.
Die Toggenburger Ziege ist leicht an ihrem charakteristischen Aussehen zu erkennen. Ihre Fellfarbe variiert von hell- bis dunkelbraun mit weißen Abzeichen im Gesicht, an den Ohren, Beinen und am Schwanzansatz. Ihr Körperbau ist schlank, aber kräftig mit einer guten Bemuskelung. Weibliche Tiere erreichen eine Widerristhöhe von etwa 70 cm, Böcke werden bis zu 80 cm groß. Diese Rasse bringt im Schnitt etwa 50–60 kg auf die
Waage, Böcke können jedoch bis zu 90 kg wiegen. Du bauchst also selbst einiges an Kraft, um diese Tiere auch körperlich zu händeln. Unter den Toggenburger Ziegen gibt es übrigens sowohl gehörnte als auch genetisch hornlose Tiere.
Merkmale im Überblick
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Hohe Milchleistung: Diese Ziegenrasse gehört
zu den besten Milchziegen weltweit und gibt im Schnitt 3 bis 4 Liter
Milch pro Tag. -
Anpassungsfähig: Die Toggenburger Ziege
kommt gut mit verschiedenen Klimazonen und Haltungsformen zurecht. -
Langlebig und robust: Sie ist
widerstandsfähig gegen viele Krankheiten und kann bei guter Pflege
bis zu 12 Jahre alt werden. -
Freundliches Wesen: Toggenburger Ziegen sind
bekannt für ihre ruhige und menschenbezogene Art, was die Haltung
erleichtert. -
Gute Futterverwerter: Sie kommen mit
einfachen Futterquellen aus und eignen sich gut für die extensive
Haltung. Damit die Milchleistung konstant bleibt, benötigen sie
jedoch eine hochwertige und ausgewogene Fütterung. -
Höherer Platzbedarf: Durch ihre aktive und
lebendige Art brauchen sie ausreichend Bewegungsmöglichkeiten. -
Mäßige Fleischqualität: Auch die
Toggenburger Ziege liefert zwar viel Milch, aber wenig
Fleischertrag. Hier lohnt sich ein Blick auf Rassen mit mehr
Fleischansatz, z. B. Burenziegen oder die Thüringer Waldziege (s.
unten).
Thüringer Waldziege

Wenn du auf der Suche nach einer widerstandsfähigen Ziege bist, die sowohl gute Milchleistung als auch eine ansprechende Fleischqualität bietet, solltest du dir diese Rasse einmal genauer ansehen.
Die Thüringer Waldziege stammt – wie der Name bereits vermuten lässt – aus dem Thüringer Wald. Diese Ziegenrasse wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gezielt gezüchtet, um eine recht unempfindliche, leistungsstarke Milchziege zu erhalten. Durch Kreuzungen mit robusten Landziegen entstand eine Rasse, die sich hervorragend an das raue Klima und die kargen Weideflächen ihrer Heimatregion angepasst hat.
Die Thüringer Waldziege ist eine mittelgroße bis große Ziege mit einem muskulösen, aber dennoch eleganten Körperbau. Ihr kurzes, glattes Fell ist meist kastanienbraun mit einem charakteristischen schwarzen Aalstrich entlang des Rückens sowie schwarzen Abzeichen an den Beinen und im Gesicht. Einige Tiere haben zudem helle Abzeichen
an Bauch oder Flanken. Böcke erreichen ein Gewicht von bis zu 90 kg, während Geißen
etwa 55–75 kg wiegen. Die Widerristhöhe beträgt bei Böcken ca. 80 cm, bei Geißen etwa 70 cm. Es gibt behornte und unbehornte Tiere, wobei behornte Tiere bei dieser Rasse häufiger vorkommen.
Die Thüringer Waldziege ist eine sehr gute Milchziege und liefert im Durchschnitt zwischen 600 und 900 Liter Milch pro Jahr. Der Fettgehalt liegt dabei bei etwa 3,5–4 %, was sie für die Käseherstellung besonders interessant macht. Ihre Milch ist mild und
gut verträglich. Neben der Milchleistung ist die Rasse auch für ihre Fleischqualität bekannt. Da die Tiere einen kräftigen, aber nicht übermäßig fetten Körperbau haben, ist ihr Fleisch zart und wohlschmeckend.
Merkmale im Überblick
- Hohe Milchleistung mit gutem Fettgehalt
- Robuste, anpassungsfähige Rasse
- Gute Fleischqualität
- Sehr widerstandsfähig gegen Krankheiten
- Geeignet für Landschaftspflege
- Benötigt ausreichend Platz und abwechslungsreiche Weideflächen
- Neigt zum Klettern und Ausbrechen – ein stabiler Zaun ist
Pflicht - Hörner können bei unbehornter Haltung aggressiveres Verhalten
zeigen
Anglo-Nubier Ziege

Die Anglo-Nubier Ziege ist eine große, elegante Ziege mit einem unverkennbaren Äußeren. Besonders auffällig sind ihre langen, herabhängenden Ohren und ihr leicht nach oben gebogener Nasenrücken – ein Aussehen, das sie von anderen Ziegenrassen deutlich unterscheidet. Ihr Fell kann kurz bis mittellang sein und kommt in den unterschiedlichsten Farben und Musterungen vor – von einfarbig schwarz, braun oder weiß bis hin zu gefleckten und gescheckten Varianten, Anglo-Nubier Ziegen sind lebhaft, neugierig und extrem menschenbezogen. Sie lieben die Interaktion mit ihrem Halter und können sehr anhänglich sein, was sie zu idealen Anfängerziegen macht.
Böcke erreichen eine Widerristhöhe von etwa 85-95 cm, während die weiblichen Ziegen (Geißen) etwa 75-85 cm groß werden. Böcke wiegen bis zu 100 kg, Geißen etwa 60-80 kg. Die Milch dieser Rasse hat einen hohen Fettgehalt von etwa 4-5 %, was sie besonders für die Käseherstellung interessant macht. Eine Geiß gibt durchschnittlich 2-4 Liter Milch pro Tag. Ebenso eignet sich die Anglo-Nubier Ziege als guter Fleischlieferant, denn ihr Fleisch gilt als besonders zart und schmackhaft.
Merkmale im Überblick
- Hohe Milchqualität: Der hohe Fett- und Eiweißgehalt der Milch macht sie ideal für die Käseherstellung und andere Milchprodukte
- Gute Fleischqualität: Falls du Ziegenfleisch nutzen möchtest, liefert diese Rasse sehr gutes, zartes Fleisch.
- Robust und anpassungsfähig: Sie kommen sowohl mit heißen als auch mit gemäßigten Klimazonen gut zurecht. Dennoch sind diese Ziegen nicht so wetterfest wie andere Rassen: Ihr kurzes Fell schützt weniger vor Nässe und Kälte, sodass sie auf jeden Fall einen gut geschützten Stall brauchen.
- Freundlich und menschenbezogen: Wer zahme und zutrauliche Ziegen sucht, ist mit dieser Rasse bestens bedient.
- Höherer Futterbedarf: Aufgrund ihrer Größe und Milchleistung brauchen Anglo-Nubier Ziegen mehr hochwertiges Futter als kleinere Rassen.
Ziegen sind nach unserer Erfahrung tolle Tiere für Selbstversorger – aber sie brauchen Platz, Pflege und deine Aufmerksamkeit – inklusive ein paar Streicheleinheiten 😉 Wenn du dich gut vorbereitest, einen sicheren Stall und ausreichend Weidefläche hast, kannst du mit diesen freundlichen Wiederkäuern viel Freude haben und vielleicht sogar schon bald selbstgemachten Käse genießen können.
Schreib´ uns gerne deine Erfahrungen und Tipps zur Ziegenhaltung in die Kommentare!