Wie funktioniert ein “autarkes Haus”?

Ein autarkes Haus ist ein Gebäude, das sich weitestgehend selbst versorgen kann. Das bedeutet, dass es unabhängig von externen Energie- und Wasserversorgern betrieben wird. Du kannst ein autarkes Haus so gestalten, dass es seinen eigenen Strom produziert, Wasser sammelt und aufbereitet, seine Abfälle selbst entsorgt und im besten Fall sogar genug Lebensmittel anbaut, um dich zu versorgen.


Das Ziel ist, dass du dich als Bewohner möglichst unabhängig von der städtischen Infrastruktur machst. In der Praxis ist ein hundertprozentig autarkes Leben zwar oft schwierig, aber ein autarkes Haus kann den Großteil der benötigten Ressourcen selbst bereitstellen.


Formen und Möglichkeiten des autarken Hausbaus

Energieautarkie: Dein eigenes Kraftwerk im Haus

Das Herzstück eines autarken Hauses ist oft die Stromversorgung. Um autark zu sein, brauchst du eine Möglichkeit, Energie zu gewinnen, zu speichern und gegebenenfalls auch wieder abzugeben.


Photovoltaik (PV): Solaranlagen auf dem Dach sind der Klassiker. Sie wandeln Sonnenlicht in Strom um. Kombiniert mit einem Batteriespeicher kannst du den Strom auch dann nutzen, wenn die Sonne mal nicht scheint. Das macht dich unabhängig von Stromnetzen und steigenden Energiepreisen.


Solarthermie: Für die Warmwasseraufbereitung oder Heizung kann die Sonne ebenfalls genutzt werden. Solarthermieanlagen sind effektive Energielieferanten für Haushalte, die sich autark versorgen wollen.


Windenergie: Hast du schon mal über ein kleines Windrad nachgedacht? Wenn du in einer windreichen Region wohnst, kannst du mit einer Mini-Windkraftanlage auch Windenergie nutzen, um dein Haus zu versorgen.


Biomasseheizung: Hast du Zugang zu Holz oder Pellets? Dann könnte eine Biomasseheizung für dich interessant sein. Diese umweltfreundliche Methode erzeugt Wärme, indem Biomasse verbrannt wird.

 

Blockheizkraftwerk: Ein kleines Blockheizkraftwerk (BHKW) könnte sogar gleichzeitig Strom und Wärme produzieren. Dieses Prinzip ist besonders effizient und beliebt in autarken Systemen.


Wasserversorgung: Der Weg zu deiner eigenen Quelle

Neben Energie ist auch Wasser ein zentrales Element. Wer sich mit Wasser und Abwasser unabhängig machen will, muss clever planen – aber es ist möglich!


Regenwassernutzung: Mit einer Zisterne oder einem Regenwassertank kannst du Regenwasser sammeln und für die Toilettenspülung oder die Gartenbewässerung nutzen. Wenn du das Wasser filterst, kann es sogar als Brauchwasser für Dusche und Waschmaschine dienen.


Trinkwasserbrunnen: Du kannst dir einen eigenen Brunnen auf dem Grundstück bohren lassen. In vielen Regionen Deutschlands ist das möglich, aber du solltest dich über die örtlichen Wasserschutzvorschriften informieren.


Wasseraufbereitung: Falls du kein eigenes Grundwasser erschließen kannst, gibt es auch Systeme, die Regenwasser so aufbereiten, dass es als Trinkwasser verwendet werden kann.


Grauwassersysteme: Wasser, das beim Duschen oder Händewaschen anfällt, lässt sich mit speziellen Systemen aufbereiten und für die Toilettenspülung oder den Garten verwenden.


Heizung und Kühlung: Nachhaltige Wärme im Haus

Heizung und Kühlung sind ebenfalls große Themen, wenn es darum geht, autark zu leben.


Erdwärme (Geothermie): Ein Erdwärmesystem nutzt die Wärme aus dem Boden, um dein Haus zu heizen. Das ist besonders effizient und lässt sich das ganze Jahr über nutzen.


Solarthermie: Wie bereits erwähnt, kannst du die Sonne nicht nur für Strom, sondern auch für die Wärmeerzeugung nutzen. Besonders in Kombination mit einem Pufferspeicher hast du so auch im Winter genug Wärme.

 

Holzheizung: Holz als Brennstoff ist eine nachwachsende Ressource und ideal für autarke Häuser. Ein Holzofen oder eine Holzpelletheizung versorgt dein Haus nachhaltig mit Wärme.


Nahrung und Garten: Selbstversorger leicht gemacht

Autarkes Bauen geht oft Hand in Hand mit einem gewissen Maß an Selbstversorgung. Ob du dir einen Gemüsegarten anlegst, Hühner für die Eierhaltung hältst oder sogar Aquaponik betreibst – es gibt viele Möglichkeiten, auch deine Ernährung autark zu gestalten.


Gemüsegarten: Mit einem eigenen Garten kannst du frisches Gemüse und Obst anbauen. Besonders im Sommer versorgst du dich so fast vollständig selbst.

 

Gewächshaus: Für die kalten Monate bietet sich ein Gewächshaus an, in dem du auch im Winter noch frisches Grün ernten kannst.


Aquaponik: Hier kombinierst du Fischzucht mit Pflanzenanbau. Die Ausscheidungen der Fische düngen deine Pflanzen – und du hast gleichzeitig frischen Fisch und Gemüse.


Vorteile autarker Häuser

Ein autarkes Haus bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die über die bloße Unabhängigkeit hinausgehen:


Nachhaltigkeit: Du nutzt erneuerbare Energien und ressourcenschonende Technologien, was die Umwelt schont und deinen ökologischen Fußabdruck minimiert.


Kostenersparnis: Langfristig sparst du dir die Kosten für Strom, Wasser und Heizung, da du diese selbst erzeugst.

 

Unabhängigkeit: Du bist nicht von externen Versorgungsunternehmen abhängig und damit auch weniger anfällig für Preissteigerungen oder Versorgungsengpässe.


Gesundheit: Ein autarkes Haus bringt dich in der Regel näher zur Natur. Viele Menschen empfinden es als wohltuend, im eigenen Garten Gemüse anzubauen und ihr eigenes Wasser zu filtern.


Freiheit: Vor allem mobile autarke Häuser wie Tiny Houses ermöglichen es dir, deinen Standort nach Belieben zu wechseln, ohne auf die Annehmlichkeiten einer festen Infrastruktur verzichten zu müssen.


Nachteile autarker Häuser

Natürlich gibt es auch Herausforderungen und Nachteile, die du bei einem autarken Haus beachten solltest:


Hohe Anfangsinvestitionen: Die Anschaffung von Solaranlagen, Wasserspeichern und anderen Technologien kann teuer sein. Je nach Umfang der Autarkie können die Anfangsinvestitionen beträchtlich sein.


Wartungsaufwand: Du bist selbst verantwortlich für die Wartung und Reparatur deiner Systeme, was zeitaufwändig sein kann.


Einschränkungen: Je nach Standort und Gesetzgebung gibt es Einschränkungen, was autarke Technologien und Bausysteme betrifft. Nicht überall sind alle Formen des autarken Wohnens erlaubt.


Abhängigkeit vom Wetter: Insbesondere bei der Energieversorgung durch Solar- oder Windenergie bist du vom Wetter abhängig. In sonnenarmen oder windstillen Phasen könnte es zu Engpässen kommen.


Voraussetzungen für ein autarkes Haus

Bevor du dich für den Bau eines autarken Hauses entscheidest, gibt es einige Voraussetzungen, die du erfüllen musst:


Standortwahl: Der Standort ist entscheidend für den Erfolg deines Projekts. Achte darauf, dass du in einer Region baust, die genug Sonneneinstrahlung oder Wind für deine Energieversorgung bietet. Zudem musst du die rechtlichen Rahmenbedingungen vor Ort prüfen.


Zugang zu Ressourcen: Ein autarkes Haus benötigt Ressourcen wie Wasser (z.B. durch Regenwassersammlung) und Sonnenlicht. Überlege, wie du diese Ressourcen an deinem Standort nutzen kannst.

 

Genehmigungen: Informiere dich über die lokalen Bauvorschriften. In Deutschland gibt es strenge Regelungen, die du einhalten musst, wenn du ein autarkes Haus bauen möchtest, vor allem wenn du in Wasserschutzgebieten oder unter Denkmalschutz stehst.

 

Technisches Wissen: Du wirst ein gewisses technisches Verständnis benötigen, um die verschiedenen Systeme zu installieren und zu warten. Alternativ kannst du natürlich auch Fachleute beauftragen, was die Kosten allerdings in die Höhe treibt.


Kosten für den Bau eines autarken Hauses

Die Kosten für den Bau eines autarken Hauses können stark variieren, abhängig von der Größe des Hauses, den verwendeten Materialien und der gewählten Technologie. Hier eine grobe Einschätzung der wichtigsten Kostenpunkte:


Solaranlagen: Die Anschaffungskosten für eine Solaranlage können zwischen 5.000 und 20.000 Euro liegen, abhängig von der Größe des Hauses und dem Energiebedarf.

 

Regenwassersystem: Ein Regenwasserspeicher und Filtersystem kann je nach Größe und Ausstattung zwischen 2.000 und 10.000 Euro kosten.

 

Abwassersystem: Ein Komposttoilettensystem oder eine Biokläranlage kann zwischen 1.000 und 5.000 Euro kosten.

 

Baukosten: Der Bau selbst hängt stark von der Bauweise ab. Ein Tiny House kann bereits ab 20.000 Euro gebaut werden, während ein größeres autarkes Haus schnell 100.000 Euro oder mehr kosten kann.


Langfristig können die Einsparungen bei den laufenden Kosten (Strom, Wasser, Heizung) jedoch erheblich sein.


KfW-Effizienzhäuser und Passivhäuser – Alternativen zum autarken Haus?

Was ist ein KfW-Effizienzhaus?

“KfW” steht für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Förderbank des deutschen Staates, und das KfW-Effizienzhaus ist ein Standard, der sich auf den Energieverbrauch eines Hauses bezieht. Die Effizienz des Hauses wird dabei in einer Kennzahl angegeben, zum Beispiel KfW 55, KfW 40 oder KfW 40 Plus. Diese Zahl gibt an, wie viel Prozent der Energie ein Haus im Vergleich zu einem Referenzhaus verbraucht.


Aber was heißt das konkret? Hier ein Beispiel:

Ein KfW 100 Haus verbraucht genauso viel Energie wie ein normales, gesetzlich vorgeschriebenes Referenzhaus. Ein KfW 55 Haus verbraucht nur 55 % der Energie, die ein Referenzhaus benötigt. Je kleiner die Zahl, desto energieeffizienter ist das Haus.


Wie funktioniert ein KfW-Effizienzhaus?

Das Prinzip hinter dem KfW-Effizienzhaus ist relativ simpel: Es geht darum, den Energieverbrauch des Hauses so weit wie möglich zu reduzieren. Das wird auf verschiedene Arten erreicht:


Sehr gute Dämmung: Das Haus verliert im Winter kaum Wärme und bleibt im Sommer angenehm kühl. Perfekte Voraussetzungen für niedrige Heiz- und Klimatisierungskosten.


Moderne Fenster: Dreifachverglasung ist hier Standard, um möglichst wenig Wärme entweichen zu lassen.


Energieeffiziente Heizungsanlagen: Hier kommen zum Beispiel Wärmepumpen, Solarthermie oder Pelletheizungen zum Einsatz.


Luftdichtheit: Keine unnötigen Zuglufträume, die das Heizverhalten beeinflussen könnten.


Einsatz erneuerbarer Energien: Vor allem bei den KfW 40 Plus Häusern spielen Photovoltaik-Anlagen eine zentrale Rolle, die den Stromverbrauch des Hauses weiter senken.


Die Kombination aus diesen Faktoren sorgt dafür, dass ein KfW-Effizienzhaus nur einen Bruchteil der Energie eines herkömmlichen Hauses benötigt – und das freut nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.


Was kostet ein KfW-Effizienzhaus?

Natürlich hängt der Preis immer von der Größe des Hauses, der Lage und den spezifischen Baumaßnahmen ab, aber in der Regel musst du für ein KfW-Effizienzhaus mit höheren Baukosten rechnen. Studien zeigen, dass ein KfW 40 Haus rund 8 bis 10 % mehr kostet als ein Standard-Neubau, bei einem KfW 55 Haus liegt der Aufpreis bei etwa 5 bis 8 %. Allerdings gibt es von der KfW-Bank verschiedene Förderungen, die dir beim Bau eines solchen Hauses finanziell unter die Arme greifen – und die niedrigeren Energiekosten machen sich langfristig auf jeden Fall bemerkbar.


Was ist ein Passivhaus?

Jetzt zum Passivhaus, dem Energieeffizienz-Star unter den Gebäudetypen. Ein Passivhaus ist ein Haus, das so gut wie keine externe Energiezufuhr benötigt – zumindest für Heizung und Kühlung. Es funktioniert im Wesentlichen “passiv”, indem es die natürlichen Wärmequellen nutzt, die im und um das Haus herum vorhanden sind: die Sonne, die Bewohner selbst, Haushaltsgeräte und manchmal auch die Wärme der Beleuchtung.


Ein Passivhaus braucht also keinen herkömmlichen Heizkörper, keine Gasheizung oder sonstige klassische Heiztechnik. Es verbraucht weniger als 15 kWh Energie pro Quadratmeter und Jahr. Das ist wirklich extrem wenig – in etwa so viel wie eine Energiesparlampe, die das ganze Jahr über leuchtet.


Wie funktioniert ein Passivhaus?

Die Effizienz eines Passivhauses steckt in seiner Bauweise, die folgende Parameter umfasst:


Sehr gute Dämmung: Ein Passivhaus ist so gut gedämmt, dss fast keine Wärme entweichen kann.


Wärmerückgewinnung: Die frische Luft, die ins Haus kommt, wird durch ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung erwärmt. Das bedeutet, dass die warme Abluft ihre Wärme an die kühle Außenluft abgibt, bevor diese ins Haus gelangt.


Optimale Südausrichtung: Passivhäuser werden oft so gebaut, dass sie möglichst viel Sonnenenergie einfangen. Große Fensterfronten auf der Südseite sorgen dafür, dass die Sonnenstrahlen das Haus im Winter erwärmen.


Was kostet ein Passivhaus?

Wie beim KfW-Effizienzhaus sind auch Passivhäuser teurer in der Anschaffung als konventionelle Häuser. Allerdings amortisieren sich die Mehrkosten durch die extrem niedrigen Energiekosten schnell. Durchschnittlich sind Passivhäuser etwa 15 % teurer als ein vergleichbarer Neubau – aber wie gesagt: Die laufenden Kosten sind ein Witz im Vergleich zu normalen Häusern.


KfW-Effizienzhaus vs. Passivhaus: Wo liegen die Unterschiede?

Beide Haustypen sind extrem energieeffizient, aber es gibt einige wesentliche Unterschiede:


Zielvorgaben: Ein KfW-Effizienzhaus muss bestimmte Standards in Sachen Energieverbrauch erfüllen, je nach Effizienzstufe (z. B. KfW 55 oder KfW 40). Ein Passivhaus hingegen hat viel strengere Vorgaben in Bezug auf den Heizwärmebedarf (unter 15 kWh/m²/Jahr).


Technische Unterschiede: Ein Passivhaus verzichtet oft ganz auf eine klassische Heizung und setzt stattdessen auf passive Wärmequellen und Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung. KfW-Effizienzhäuser verwenden oft noch herkömmliche Heizsysteme, aber eben sehr effiziente.


Förderungen: Während KfW-Effizienzhäuser von der KfW-Bank gefördert werden, gibt es für Passivhäuser keine spezielle staatliche Förderung – sie fallen aber oft unter ähnliche Effizienz-Förderprogramme.


Sind diese Häuser eine Alternative zu autarken Häusern?

Die kurze Antwort: Ja und nein.


Beide Haustypen sind definitiv eine großartige Wahl, wenn es dir um Energieeinsparungen und Nachhaltigkeit geht. Sie sind darauf ausgelegt, den Energieverbrauch zu minimieren, was sie zu umweltfreundlichen und kostensparenden Optionen macht.


Allerdings: Bei einem komplett autarken Haus geht es nicht nur um Energieeinsparungen, sondern um völlige Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz, der Wasserversorgung und oft auch der Lebensmittelproduktion. Ein autarkes Haus ist so konzipiert, dass es seinen gesamten Energiebedarf durch eigene Quellen wie Solarenergie deckt und Wasser aus Brunnen oder Regenauffanganlagen bezieht.


Während ein KfW-Effizienzhaus oder ein Passivhaus also in Sachen Energie extrem effizient ist, bleibt es in der Regel ans Stromnetz angeschlossen und bezieht sein Wasser aus dem städtischen Netz. Es ist möglich, ein Passivhaus oder ein KfW-Effizienzhaus mit autarken Systemen auszustatten (zum Beispiel durch den Einbau von Solaranlagen oder Regenwassersystemen), aber in ihrer Basisform sind sie nicht vollständig autark.

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